Sonntag, 02.04.2017 / 10:04 Uhr

Im Stich gelassen: Flüchtlinge aus Mosul

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Die Offensive gegen den Islamischen Staat in Mosul begann im vergangenen Oktober und dauert nun bald ein halbes Jahr. Der wohl einzige Grund, den Angriff so zu legen, lag in den USA. Der damalige Präsident Barack Obama wollte zu Ende seiner Amtszeit noch einen Erfolg vorweisen: Das nämlich wäre die Befreiung Mosuls im Januar, also dem Ende seiner Amtszeit, gewesen. Wie vorauszusehen war, dauerten die Kämpfe wesentlich länger und auch heute noch kontrolliert der IS Teile des Westens der Stadt, auch wenn ein Ende inzwischen absehbar ist.

Als im Oktober die Offensive begann, lebten in Mosul weit über eine Million Zivilisten und es war jedem klar, dass sie massiv zwischen die Fronten geraten würde und der IS sie gezielt als menschliche Schutzschilde missbrauchen würde. Schon im Frühherbst kursierten Aufrufe verschiedener UN-Agenturen, die internationale und lokale Hilfsorganisationen aufforderten, sich auf eine massive Welle von Flüchtlingen vorzubereiten. Annähernd 200.000 Menschen sind alleine inzwischen in die kurdischen Selbstverwaltungsgebiete des Nordirak geflohen, wo sie in Lagern untergebracht werden, in denen, einmal mehr, die Versorgungslage katastrophal ist. In Irakisch-Kurdistan leben  schon über 1,5 Millionen Flüchtlinge aus dem Restirak und aus Syrien.

Die Ankunft von Hunderttausenden aus Mosul war angekündigt und wurde sogar erwartet. Und was geschah? Wie die Vereinten Nationen kürzlich verkündeten, hat die so genannte Internationale Staatengemeinschaft genau 8% der für die Grundversorgung dieser Menschen nötigen Gelder zur Verfügung gestellt. Das erklärte UN-Generalsekretär Antonio Guterres jüngst bei einem Besuch im Nordirak.

Wenn selbst für Flüchtlinge aus Mosul nicht einmal mehr 10% der angefragten Hilfsgelder zusammenkommen, kann man sich vorstellen, wie es um das Schicksal jener 20 Millionen Menschen in Nigeria, Somalia, dem Südsudan und dem Jemen bestellt ist, die laut eines kürzlich veröffentlichten Appells der Vereinten Nationen akut vom Hungertod bedroht sind. Sie werden mehrheitlich einfach verhungern, so oft die UNO auch noch betonen mag, man sei mit der größten humanitären Katastrophe seit 1945 konfrontiert.

Mosul dagegen ist weitgehend zerstört und unbewohnbar – wie diese Bildstrecke zeigt. Trotz aller Erklärungen, man werde sich umgehend an den Wiederaufbau machen, wird es wohl Monate dauern, bis die Geflüchteten an eine Rückkehr denken können. Die yezidische Stadt Sinjar etwa wurde vergangenes Jahr vom IS befreit und liegt bis heute in Trümmern.