Porträt

Dr. Strangelove

Khawaja Asif liebt seinen Job als pakistanischer Verteidigungsminister.

Seine sichtbar innige Beziehung zu kaltem Stahl prädestiniert ihn dafür. Wenn Asif auf Twitter von der ständig einsatzbereiten Luftwaffe schwärmt, die »unseren Himmel« schütze, folgt da­rauf der Lustseufzer der Entzückung: »Alhamdulillah« (Gott sei Dank). Pakistanische Militärjets können immer und überall. Sie starten sogar auf Autobahnen – Asif postete die Bilder. Erotik liegt in der Luft, wenn er über die »Beherrscher der Wellen« schreibt, die phallisch geformten pakistanischen U-Boote. Monogame Aggressivität kommt zum Vorschein, die Fremdpenetration »unserer Gewässer« soll von Marineeinheiten verhindert werden. Der Gipfel der Lust wird aber erst durch die Bombe erreicht. Asif warf Indien bereits im Juli 2015 im pakistanischen Sender Geo TV vor, Talibankämpfer in Pakistan zu unterstützen. Dabei ist es Pakistan, das die Taliban von der Sanktionsliste der UN streichen will, nicht Indien. Asif drohte Indien mit einem nuklearen Erstschlag, denn Pakistans Militärstrategie besagt, dass der Einsatz von Atomwaffen gerechtfertigt ist, wenn Indien weite Teile des Landes besetzt, die pakistanische Luftwaffe erheblich dezimiert, Pakistan ökonomisch schwächt oder durch innenpolitische Subversion destabilisiert. 
Doch nicht nur Indien steht auf Asifs Abschussliste. Ende Dezember drohte er auch Israel mit dem pakistanischen Atomarsenal. Auslöser war eine Meldung, derzufolge Moshe Ya’alon, in dem Artikel als israelischer Verteidigungsminister bezeichnet, einen Atomschlag angekündigt hatte, falls pakistanische Truppen in Syrien einmarschieren sollten. Am 23. Dezember twitterte Asif, Israel vergesse wohl, dass Pakistan ebenfalls Atomwaffen besitze. Über die vielen Rechtschreibfehler und den strategischen Unsinn in der Meldung wundert sich Asif offenbar ebenso wenig wie darüber, dass schon seit vergangenem Mai nicht mehr Ya’alon Verteidigungsminister Israels ist, sondern Avigdor Lieberman. Pakistan erkennt Israel sowieso nicht an. Mittlerweile ist klar: Asif reagierte auf eine Falschmeldung. Sein Tweet wurde allerdings nicht gelöscht. Bei manchen liegen Fake und Fiktion eben nah beieinander.