Líder Máxima

Die Ära der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) unter Führung des Genossen Stefan ­Engel wird nach 34 Jahren enden. Ab April 2017 soll Gabi Gärtner das Zentralkomitee (ZK) leiten, wie ­dieses nach dem X. Parteitag kürzlich einstimmig beschlossen hat. Die Parteizeitung Rote Fahne findet, sie sei »einfach die Beste für diese Aufgabe«. Auf der Internetseite der MLPD wird berichtet, Gärtner sei seit ihrem sechsten Lebensjahr parteiintern »organisiert«. Zunächst von der MLPD-Kinderorganisation Rotfüchse auf den revolutionären Weg gebracht und später in der MLPD-Kaderschmiede Rebell gestählt, wurde sie mit 18 Jahren in die Partei aufgenommen. Die Erziehungsleistung ihrer Mutter Monika Gärtner-Engel, ausgebildete Diplompädagogin und seit 1991 im ZK der Partei, darf bei der Herausbildung von Gärtners fortschrittlichem Bewusstsein genauso wenig unterschätzt werden wie die auswendig gelernten Weisheiten der großen Führer Josef Stalin und Mao Zedong. Nach Angaben der Roten Fahne studierte die 38jährige gelernte Werkzeugmechanikerin »konsequent die marxistisch-leninistische Theorie und die Linie der MLPD«.
Seit 2003 ist Gärtner Berufsrevolutionärin und durfte als Stadträtin in Solingen »Sprachrohr der einfachen Menschen« sein. Sie wusste, dass Bündnisarbeit mit antifaschistischen und sozialen Initiativen in Solingen nur unter Propagierung der MLPD-Ideale erfolgreich sein kann. Das eine oder andere Bündnis zerbrach aber, wie das Solinger Magazin Tacheles berichtete. Als Gärtner 2013 für die Bundestagswahl kandidierte, plädierte sie auf wen-waehlen.de für Referenden auf Bundesebene, selbst wenn dies nur ein Schritt »zur Herrschaft des Volkes« sein könne. Dieses müsse sich, um die »Einheit von Mensch und Natur« wiederher­zustellen, zuerst endgültig vom Einfluss des »allein herrschenden internationalen Finanzkapitals« befreien. Dagegen könnten im bedingungslosen Grund­einkommen keine Freiheitspotentiale ausgemacht werden, denn »Arbeit für alle ist wichtiger«. Die »Kritik-Selbstkritik-Kampagne« wolle sie weiterführen, wie Gärtner in der Roten Fahne sagte, denn die Methode ermögliche einen »theoretischen und praktischen Selbstveränderungsprozess«, durch den sogar eine »neue Qualität des proletarischen Internationalismus erkämpft« worden sei. Immerhin hat es nach gerade einmal 34 Jahren schon Veränderung in der Parteiführung ­gegeben. Mal sehen, wie lange es Gärtner dort hält. Sie könnte zum Beispiel Angela Merkel nacheifern, die immerhin schon 16 Jahre Bundesvorsitzende der CDU ist. Auf Bundesebene spielt die MLPD zwar keine Rolle, trotzdem wird Gärtner siegessicher für die Bundestagswahl 2017 auf Platz eins der nordrhein-westfälischen Landesliste kandidieren.