Krieg der Sterne

Angeblich endete Pico als "Ritzenkellner" - so werden auf Sankt Pauli die Jungs genannt, die den Frauen das warme Mittagessen in die Kontakthöfe bringen. Um Pico, der mit bürgerlichem Namen Salvadore Martens heißt, ranken sich allerhand Legenden. Im legendären Starclub war er einst ein legendärer Kellner. Jetzt leuchtet sein Stern wieder. Vor dem kleinen Musicaltheater Delphi in Hamburg-Elmsbüttel hängt das originale Starclub-Schild, mit sehr vielen Sternen darauf.

Das Rock-Musical "Pico" ist eine Eigenproduktion und zeigt das turbulente Leben des Kellner, dazu spielt live die Beatkapelle The Rattles. Das Logo des Musicals ist ein "mehr oder minder asymmetrischer Stern", wie Rechtsanwalt Frank Dettmann aus Hamburg festgestellt hat. Obwohl dieser Stern beim Patentamt München als Warenzeichen eingetragen ist, hat der stern etwas gegen den Stern. Im Auftrag des Verlagshauses Gruner + Jahr teilte der Anwalt vor einigen Tagen dem Produzenten des Delphi-Theaters mit, man habe gegen das eingetragene Warenzeichen Widerspruch eingelegt, da zugunsten von Gruner + Jahr ein "mehr oder minder asymmetrischer Stern" ebenfalls als Marke eingetragen sei. Der "Mandantin G+ J habe man empfohlen", teilt der Anwalt weiter mit, "gerichtliche Schritte einzuleiten".

Hat sich der stern alle Sterne patentieren lassen? Immerhin gibt es in Hamburg im Stadtteil Sternschanze eine Sternstraße. Dem Vernehmen nach sollen diese noch nicht in den Besitz von G+J übergegangen sein. Aber, die Zeitschrift sei derart bekannnt, daß man von einer berühmten Marke sprechen muß, sagt der Anwalt. Von einer gerichtlichen Auseinandersetzung werde man aber absehen, wenn "Waren wie Schallplatten, CDs, Musikcasetten,Videoprogramme, belichtete Filme, Programmhefte" sowie "musikalische Aufführungen" aus dem "Ware-/Dienstleistungsverzeichnis" gestrichen werden. Eine "Verwässerung der stern-Marken" könne nicht geduldet werden. Also doch demnächst Umbennennungen von Stadtteil und Straße? Schließlich konzentriert sich hier die subkulturelle Szene?

Das Delphi denkt gar nicht daran, dem Anliegen zu entsprechen, sagt deren Sprecherin Margrid Riemann. Ein Rückzug würde den Ruin des Musicals bedeuten. Allerdings wird es das Delphi schwer haben, sich gegen den stern und dessen Rechtsbeistand durchzusetzen: Auf dem Brief, den das Delphi von der Kanzlei Dettmann erhielt, sind immerhin 110 Rechtsanwälte namentlich aufgeführt. Dies entspricht exakt der Anzahl der im Delphi Beschäftigten.