Schmutziges

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Liebe Fernsehzuschauer!
In dieser Woche erdreistet sich das ZDF, den zweiteiligen Thriller "Tod einer Hexe" auszustrahlen, den es im vorvergangenen Jahr in Kooperation mit dem italienischen Staatsfernsehen RAI produziert hat. Der erste Teil läuft am Donnerstag um 23 Uhr, der zweite am Freitag um 22.45 Uhr. Die Morde begangen hat das Hausmeisterpaar Conchetta und Alfredo,um ihrem wegen Handtaschenraub vorbestraften Sohn Giacomo ein Geschäft eröffnen zu können. Der Held Giovanni Riccardi kann zwar seine Ehefrau nicht zurückgewinnen, angelt sich aber statt dessen die schöne Nachbarin Signora Baresi, die - unter uns Pastorensöhnen - sowieso der entschieden dickere Fisch ist. "Oho!" mögen nun die geschichtsbewußten Besserwisser unter Ihnen, liebe Fernsehzuschauer, denken. "Der Herr verrät den Ausgang eines Krimis! Will sich wohl in eine Reihe stellen mit Wolfgang Neuss, der ja bekanntlich den Zorn der Massen auf sich zog, indem er am 16. Januar 1962 das Ende der Durbridge-Serie ÝDas HalstuchÜ im Berliner Boulevardblatt Abend annoncierte."

Keineswegs. Nicht nur, daß es mir peinlich wäre, in derselben Reihe herumzulungern wie ein langhaariger Überzeugungskiffer, den zu Lebzeiten eine lebhafte Freundschaft mit Dieter Hildebrandt verband, nein, der Grund für diese Veröffentlichung ist profaner Natur: Bei mir stapelt sich die Schmutzwäsche, und deshalb bräuchte ich dringend eine neue Waschmaschine. Um nun die Spannung, was denn der Frischegrad meiner Unterwäsche mit einer Kooperation zwischen ZDF und RAI zu tun, nicht auch gleich wieder herauszunehmen, seien zunächst einige erklärende Worte zu "Tod einer Hexe" verloren. In diesem Film geht es um einen nicht mehr jungen, zynisch gewordenen Pressefotografen, der zuviel trinkt, zu wenig verdient und gerade dabei ist, seine Frau zu verlieren, kurz: Es geht um einen Helden, den jeder Groschenheft-Autor selbst dann noch subtiler entwerfen könnte, wenn man ihm vor der Niederschrift eine Doppelaxt in die Stirn gerammt hätte. Eines Tages findet der Fotograf seine Nachbarin - eine stinknormale Wahrsagerin, Wucherin und Ex-Hure - derart totgeschlagen vor, daß sie nicht mehr am Leben ist. Die eilends anrückende Polizei riegelt das Haus ab. Je länger die Ermittlungen dauern, desto mehr wird deutlich, daß jeder im Haus Grund hätte, sie zu ermorden. Die eine hat sie erpreßt, den anderen betrogen, die dritte zur Pornodarstellerin gemacht, den vierten ... naja, womit Wahrsagerinnen sich die Zeit vertreiben, wenn die Kristallkugel Mittagspause hat. Nach 180 extrem schlecht ausgeleuchteten Minuten jedenfalls waren es dann die einzigen, die niemand verdächtigt hat, und die schöne Nachbarin schaut dem Helden derart in die Augen, daß noch der letzte versteht: Eine Hure braucht der nun nicht mehr zu konsultieren. Im Gegenteil, gleich nach dem Abspann werden die beiden Dinge tun, die sich gewaschen haben.

Und damit kommt meine Unterwäsche wieder ins Spiel. Denn die ist einerseits während des Schreibens nicht frischer geworden. Und andererseits habe ich Sie nun immerhin davor bewahrt, drei Stunden ihres Lebens an einen miesen Film wegzuwerfen. Daher meine Bitte: Jeder, der vorhatte, "Der Tod einer Hexe" zu sehen und nun eines Besseren belehrt wurde, überweist mir eine Mark. Davon kaufe ich eine Waschmaschine, und informiere Sie über den weiteren Verlauf des Falles. Wird der Schritt wieder aprilfrisch werden? Versäumen Sie nicht den nächsten Teil, wenn es heißt: "Der Tod einer Boxershorts"!