Heimlich zu Heß

Neonazis mobilisieren wieder per Mobilfunk

Bereits seit einigen Wochen mobilisieren Führungskader der extremen Rechten zu einem der neofaschistischen Höhepunkte des Jahres: Am 17. August jährt sich zum zehnten Mal der Selbstmord des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß. Wie in den vergangenen Jahren hat sich auch diesmal ein sogenanntes "Aktionskomitee" gebildet, in dem sich führende Neonazi-Kader aus ganz Deutschland zusammengeschlossen haben, um die Aktivitäten zu diesem Datum zu koordinieren.Über interne Querelen wird dabei hinweggesehen.

Dieses Jahr hat man sich dazu hinreißen lassen, neben den üblichen Propagandamaterialien auch eine Musik-CD zu diesem Anlaß zu produzieren. Ansonsten hat sich nichts geändert. Aus Angst vor antifaschistischen Gegenaktionen und staatlichen Verboten bereitet die Szene in diesem Jahr erneut konspirativ auf einen zentralen Aufmarsch am 16. August irgendwo in der Mitte Deutschlands vor. Genauere Informationen werden erst kurz vor dem Datum an die "Kameraden" weitergegeben, die sich mit Kleinbussen und Funktelefonen bereithalten sollen.

Die Neonazis wissen, daß sie heimlich mobilisieren müssen. Die Antifa-Szene hat zahlreiche Gegenaktionen angekündigt. Und Leipzig hat bereits als erste Stadt ein generelles Verbot von Rudolf-Heß-Veranstaltungen vom 8. bis zum 19. August erlassen.

Wenn die Rechten Glück haben und - wo auch immer - eine gewährende Polizei antreffen, wie im vergangenen Jahr in Worms, dann kann es ihnen dennoch gelingen, einen Aufmarsch durchzuführen. Mehr als einige hundert Gesinnungsgenossen werden sie auf diesem Wege jedoch nicht auf die Straße bringen. Schon die geplante Großkundgebung am 1. Mai in Leipzig entpuppte sich als Flop für die Naziszene. Bisher konnte sie nicht an den Erfolg anknüpfen, den der überraschend große Aufmarsch gegen die Wehrmachtsausstellung in München darstellte. Nicht umsonst heißt es jetzt in einer Einladung zum Heß-Marsch, jeder müsse "dafür sorgen, daß er mindestens einen neuen Kameraden mitbringt".