Hat Pinget gelebt?

Über den Nouveau Roman behauptete der Freitag kürzlich, er habe "nie gelebt". Robert Pinget hat, obwohl er ein Vertreter des Nouveau Roman war, gelebt. Jedenfalls ein bißchen, denn sonst hätte er nicht am 25. August im Krankenhaus von Tours sterben können.

Sogar geboren worden soll er sein, am 19. Juli 1919 in Genf. Pinget studierte Jus, übersiedelte 1946 nach Paris und erwarb 1960 die französische Staatsbürgerschaft. Ein Übersetzer und Freund Samuel Becketts, wurde er - zu Unrecht - häufig als dessen Epigone angesehen. Pingets erstes Buch, "Entre Fantoine et Agapa" erschien 1951, es folgten dreißig andere. Die Erzählung "Graal flibuste" etwa, die Raymond Queneau in seiner Eigenschaft als Gallimard-Lektor abgelehnt hatte und die dann 1956 in den berühmten Editions de Minuit erschien. "L'Inquisitoire" erhielt 1961 den Kritikerpreis, "Quelqu'un" 1965 den Prix Femina. Wie in seinen Romanen übte er sich in seinen Theaterstücken in einem düsteren Humor.

Auch als Mensch, behauptet ein Nachruf in Le Monde, sei er kein Kind von Traurigkeit gewesen: "Sehr stark in ihm war das Gefühl, es sei notwendig zu lachen, um sich gegen eine allzu harte, allzu verhärtete Welt aufzulehnen." Eine Bemerkung, die Pinget nicht gefallen hätte, weil er nicht fand, daß es die Biographie sei, die an einem Schriftsteller interessieren könnte. "Meine Existenz ist in meinen Büchern Ö" Wenn sie nicht tot sind, die nouveaux romans.