Ernst-Jünger-Spezial II

Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?

Zu unserem Ernst-Jünger-Spezial I erreichte uns via Frankfurt/ Main folgende Nachricht aus Wilflingen:

"Ich muß Sie dringlich um Richtigstellung folgender Fehler ersuchen:

a) Ernst Jünger ließ über seine Hilfskraft Georg Knapp, aus dessen Brief an den Hechinger Kulturantroposophen Wolf von Homburg ich zitiert hatte, keineswegs verlautbaren, er bedaure es, 'daß Nationalspiele politischen Wertungen unterlegt werden'. Im Gegenteil: 'Er', Ernst Jünger, 'kann es nur bedauern, daß Nationalspielen politische Wertungen unterlegt werden.' So heißt es in meinem Originaltext. Sagen Sie selbst - auch wenn Sie betrunken in den Seilen hängen sollten -, leicht einsehbar dürfte doch sein, daß der Halbsatz so herum eine völlig andere Aussage ergibt! Und im übrigen, wie soll das gehen: politischen Wertungen Nationalspiele unterlegen? Das wäre doch ein Ding der Unmöglichkeit, geradezu widersinnig, oder? Stellen Sie sich das mal bildlich vor ...

b) Das Wort des Dichters darf weder verdreht noch verhunzt, noch sinnentstellend wiedergegeben werden. Auch seine persönliche Syntax, seine Orthographie und seine Lexik sind zu akzeptieren. Nicht schrieb Jünger: 'Letzthin hängt all und jedes zusammen.' Die Abbreviatur, ein Unterschied ums Ganze! 'Alles und jedes' als 'all- und jedes' - so wird ein Schuh und Prosakunst daraus. Wieso achten Sie solch differenzierte Schreibweise nicht?

Warum hören die Fragen nie auf? Gibt es denn keine Antworten mehr?

Doch: Ich war, als das Sparwasser-Tor fiel, sechs Jahre alt und höchstwahrscheinlich bereits zu Bette gebracht worden. Dafür besitze ich einen Mitschnitt der Radioreportage von jenem denkwürdigen Spiel, inklusive des Sparwasser-Tores. Kommentator: Heribert Faßbender. Fragen Sie den doch mal, wo er war, als das Sparwasser-Tor fiel, vielleicht erzählt er Ihnen Geschichten, die genausowenig stimmen wie das, was Sie Ihren Lesern als Ernst Jüngers Positionsbestimmungen zum modernen Weltfußball aufzutischen versuchten. Ich protestiere hiermit aufs schärfste!

i. S. Ernst Jüngers n. i. A. Jürgen Roth."