Österreich ausgemustert

In Zimbabwe gewannen die Brüder Black gegen die Österreicher die Relegation im Tennis-Davis-Cup

Zeitgleich zum Daviscup-Abstiegsspiel zwischen Deutschland und Mexiko am vorletzten Wochenende in Essen fand in Harare das Relegations-Match um den Aufstieg in die A-Gruppe Zimbabwe gegen Österreich statt.

Dabei war die Stimmung in Harare mit der in Essen nicht zu vergleichen - obwohl den zimbabwischen Fans von Anfang an die anscheinend wichtigsten Supporter-Utensilien, fehlten, die Trommeln. Beim Freitagsspiel verfügte das einheimische Publikum - im Gegensatz zu den schätzungsweise 20 österreichischen Fans - über schlicht überhaupt gar keine Trommel. So konnten die Österreicher ihr Team besonders lautstark anfeuern, Thomas Muster, der im zweiten Spiel der Begegnung den Zimbabwer Wayne Black mit 6:3; 6:0 und 6:4 locker besiegte. Ganz im Gegensatz zum Team-Kollegen Schaller, der in seinem Spiel gegen Wayne Black mit 6:3; 6:2 und 6:1 keinen Satz gewinnen konnte.

Bryan und Wayne Black, so heißt das zimbabwische Daviscupteam. Die beiden Brüder, 65. und 115. der Weltrangliste, führen mit weitem Abstand die Landesliste an. Ihr Vater, selbst einmal Weltklassespieler, der mich mit über 70 immer noch vom Platz fegt, hatte sie schon mit vier vor dem Frühstück gegen eine Betonwand spielen lassen. Auch Cara, die jüngste der Black-Geschwister, ist bereits weltbeste Juniorspielerin. Der einzige schwarze Spieler, der zu Hoffnungen Anlaß gibt, ist der Top-Nachwuchsspieler Genius Chidzikwe, ein 17jähriger, der im Rahmen einer Fördermaßnahme des zimbabwischen Tennisbundes TAZ ein Stipendium in den USA erhalten hat. Im Gegensatz zu den beiden Black-Brüdern hat aber sonst kein zimbabwischer Spieler internationale Turniererfahrung oder ist in der Lage, mit dem Sport, wie die Blacks, Geld zu verdienen.

So stand den Blacks, deren Namen in der zimbabwischen Presse auch stets Anlaß zu liebevollen Wortspielen bieten, ein anstrengendes Wochenende bevor: Fünf Spiele gegen ein österreichisches Team mit vier Spielern und eben Thomas Muster, Zwölfter der Weltrangliste, waren zu absolvieren.

Während die Eintrittspreise in etwa denen der Preise für die berühmten Erdbeeren in Wimbledon nahe kamen (umgerechnet 25 Mark für sämtliche Begegnungen), glich die Stimmung im Stadion spätestens ab dem Samstag beim Doppel zweimal Black-Mandl/ Blumauer, eher der in einem Bierzelt auf dem Oktoberfest. Das freitägliche Fehlen der Trommeln wurde von ganzen Schulklassen wettgemacht, die jeden Punktgewinn der Blacks mit Rhythmen des zimbabwischen Reggaestars Andy Brown feierten - obwohl trotz der niedrigen Eintrittspreise nahezu nur Weiße im Stadion saßen, waren es eben diese Schulklassen, die am meisten zur Stimmung beitrugen. Im Gegensatz zu den Kids schien die politische Nomenklatura durchaus ein Problem damit zu haben, daß das National-Team aus Weißen bestand, niemand hatte sich zur Eröffnung eingefunden.

Für die Blacks war der Gewinn des Doppels Pflicht, um am Sonntag trotz einer etwaigen weiteren Niederlage gegen Muster letztlich doch noch Chancen auf den Einzug in die Gruppe der 16 besten Tennisnationen zu bewahren. Mit 6:5; 6:4 und 6:3 bewiesen die Brüder klar ihre Stärke im Doppel.

Am Sonntag dann blieben die österreichischen Trommeln still. In aller Seelenruhe spielten die Black-Brothers vor dem Spiel Bryan Black-Muster in der Nähe des Stadium Frisbee, während die Zuschauer sich mit der auch in Zimbabwe unvermeidlichen La Ola-Welle schon mal auf das Match einstimmten. Zwar verlor Bryan das Spiel 3:6; 6:3; 2:6; 6:3; 6:1; aber immerhin brachte er Muster neben vier Breaks auch noch dazu, vor Wut seinen Schläger im vierten Satz auf den Boden zu werfen. Im letzten und entscheidenden Spiel zwischen Wayne Black und Schaller mußte Mandl zuerst einmal den eigentlich vorgesehenen Schaller ersetzen, der laborierte - angeblich - an Magenkrämpfen. Mit nur einem Break gewann Mandl den ersten Satz, dann allerdings bemerkten die 5 000 Zuschauer, daß seine einzige Stärke im Aufschlag lag. Jeder vergeigte Aufschlag provozierte nun begeisterte Jubelstürme, die La Ola-Welle lief einfach immer weiter, und selbst die Reservespieler plus Bryan tänzelten schließlich während der Spielpausen zu den Klängen der Schulbands. Mandl resignierte spätestens im letzten Satz, das Spiel endete mit 5:7; 6:3; 6:3 und 6:0. Keine 30 Sekunden nach Gewinn des Spiels landetet Wayne Black auf den Schultern der begeisterten Fans, sein Vater umkurvte währenddessen mit der zimbabwischen Nationalfahne das Spielfeld, bis die Mehrzahl der Zuschauer ihr Team persönlich beglückwünscht hatte.

Vielleicht lernen die deutschen Spieler die Brüder Black ja auch bald kennen, die nächsten Begegnungen im Tennis-Daviscup werden am 8. Oktober in London ausgelost.