Aus dem Untergrund auf den Chefsessel

Jerzy Buzek hat in Polen das Rennen gemacht. Vom Wahlbündnis Solidarnosc (AWS) für das Amt des Ministerpräsidenten nominiert, gilt er als Wunschpremier gerade für den Koalitionspartner, die liberale Freiheitsunion. Staatspräsident Aleksander Kwasniewski beauftragte den 57jährigen Chemieprofessor am Freitag vergangener Woche mit der Bildung eines neuen Kabinetts. Zuvor hatte er das Rücktrittsgesuch der bisherigen Regierung unter Ministerpräsident Cimoszewicz angenommen.

Jerzy Buzek bringt alle Eigenschaften mit, die ein Regierungschef an der Spitze eines liberal-konservativen Kabinetts in Polen aufweisen muß: Er gilt als Wirtschaftsexperte und Polit-Technokrat, hat eine lange Karriere bei Solidarnosc hinter sich und tritt für eine Fortsetzung der Privatisierungen und eine Verkleinerung des Staatsapparates ein. Zudem ist er gut und lange mit AWS-Chef Marian "Duce" Krzaklewski befreundet, den er Mitte der achtziger Jahre in die damals illegale Gewerkschaft Solidarnosc einführte und ihm somit eine glänzende Karriere ermöglichte. Krzaklewski hat sich nun revanchiert.