Marx á la nature

Es lebe der Fortschritt! Und alles, was Beine hat!

Über Wissenschafts- und Technikgläubigkeit, Ignoranz der Naturfrage und das rassistische und eugenische Menschenbild in der Linken.

"Ein neues Geschlecht wird entstehen, stark, schön und lebensfreudig, wie die Helden der griechischen Heroenzeit, wie die germanischen Recken der Völkerwanderung" Karl Kautsky, 1892 (1)

Nicht nur für Karl Kautsky, einen der marxistischen Theoretiker des Zentrums der SPD, war die ungebrochene Entfaltung der Produktivkräfte das Größte. In der sozialdemokratischen und der leninistischen Linken und in der Arbeiterbewegung gab es seit jeher eine Mehrheitstradition des Ökonomismus und des Biologismus. Aus Kautskys eindimensionaler Interpretation des Marxismus entwickelte sich die sozialdemokratische Tradition, an Wissenschaft und Technik zunächst unkritisch heranzugehen.

Mensch glaubte, die kapitalistische Entwicklung von Wissenschaft und Technologie könne in ihrer Ausformung als Grundlage in den Sozialismus mitgenommen werden. Dieser prinzipielle Fehler wiederholte sich später beispielsweise in der Art, wie der bürgerliche Staat betrachtet wurde: Die staatlichen Strukturen sollten nicht mehr zerschlagen, sondern nur neu gefüllt werden.

Karl Marx hatte, das Kommunistische Manifest korrigierend, aus den Erfahrungen der Pariser Commune von 1871 die Konsequenz gezogen, den bürgerlichen Staat nicht zu übernehmen, sondern zu zerschlagen. Am 12. April 1871 schrieb er an Louis Kugelmann: "Wenn Du das letzte Kapitel meines 'Achtzehnten Brumaire' nachsiehst, wirst Du finden, daß ich als nächsten Versuch der französischen Revolution ausspreche, nicht mehr wie bisher die bürokratisch-militärische Maschinerie aus einer Hand in die andre zu übertragen, sondern sie zu zerbrechen, und dies ist die Vorbedingung jeder wirklichen Volksrevolution auf dem Kontinent."

Die Mehrheit der deutschen Linken entschied sich historisch für die Übernahme der Staatsstrukturen - und sie entschied sich für die Ideologie des Ökonomismus und des Biologismus.

Bereits am Gothaer Programm kritisierte Marx die Vorstellung der SPD, für den gesellschaftlichen Reichtum, für eine sozialistische Zukunft seien die Produktivkräfte hemmungslos zu entfalten und die Naturfrage zu ignorieren. Marx: "Die Arbeit ist nicht die Quelle allen Reichtums. Die Natur ist ebenso die Quelle der Gebrauchswerte (und aus solchen besteht doch wohl der sachliche Reichtum!) wie die Arbeit, die selbst nur die Äußerung einer Naturkraft ist, der menschlichen Arbeitskraft. (...) Nur soweit der Mensch sich von vornherein als Eigentümer zur Natur, der ersten Quelle aller Arbeitsmittel und -gegenstände, verhält, sie als gehörig behandelt, wird seine Arbeit Quelle von Gebrauchswerten, also auch von Reichtum." (2)

Mit ihrer Fortschrittsgläubigkeit und Natur-Ignoranz verknüpfte sich bei der sozialdemokratischen und leninistischen Linken einschließlich der Arbeiterbewegung auch ein biologistisches, ja rassistisches Bild vom Menschen. Die fortschrittstechnokratische Linke glaubte, und glaubt häufig noch immer, an die Existenz menschlicher "Rassen".

"Rassen" werden gesellschaftlich konstruiert: Wenn eine herrschende Gruppe A eine Gruppe B als minderwertige Rasse definierte, definiert sie sich selbst als die höherwertige. Das befreite die Inhaber der Definitionsmacht, die Herrschenden, von unangenehmen Legitimationsproblemen. Wer der minderwertigen "Rasse" B angehörte, konnte leichter vergewaltigt, versklavt und ermordet werden, kolonialistische und imperialistische Kriege und Raubzüge waren leichter zu rechtfertigen. ÖkofaschistInnen würden das heute als Naturgesetz bezeichnen, AnthroposophInnen, TheosophInnen und andere esoterische AntihumanistInnen eher vom "Karma" faseln, das beispielweise IndianerInnen zum Aussterben verdamme. (3)

Eugenik und Arbeiterbewegung

Was der Bürger zuvor z. B. durch den Adel an intraeuropäischem Rassismus auch am eigenen Leibe verspürt hatte, wandte er schließlich, als er nach und durch die Französische Revolution von 1789 herrschende Klasse wurde, gegen die von ihm unterdrückte Klasse der Lohnarbeitsabhängigen an und entwickelte den Rassismus "wissenschaftlich". Die Arbeiter verdankten ihre elende Lage, so hieß es, den erblichen Defekten ihrer Körper und ihres Geistes. Die autoritäre, staatsfixierte, reformistische und ökonomistische Mehrheit der Arbeiterbewegung übernahm dieses biologistische und rassistische Bild vom Menschen.

Der Begründer der deutschen Eugenik, Alfred Ploetz, von dem auch der Begriff "Rassenhygiene" stammt, wollte behinderten Kinder einen "sanften Tod" bereiten, "sagen wir durch eine kleine Dose Morphium" (4). Ploetz sympathisierte, wie andere führende Eugeniker, darunter Wilhelm Schallmayer und Alfred Grotjan, mit sozialistischen Ideen. Ihre zutreffende Kritik an den gesundheitsschädigenden Arbeits- und Wohnverhältnissen des Proletariats verbanden sie mit der Vorstellung eines sozialistischen Zuchtwahlprinzips. Das kapitalistische System, kritisierte z. B. Ploetz, stimme nicht mit "rassenhygienischen" Vorstellungen überein. Es ging dieser Mehrheitstradition der sozialdemokratischen und leninistischen Linken eben nicht nur um die Mystifikation des bürgerlichen Staates oder um das Dogma der (klein)bürgerlichen Lebensform Ehe.

Grotjan verband ein biologistisches Menschenbild mit nationalistischer Ideologie: "Eine an der wissenschaftlichen Eugenik orientierte sozialistische Bevölkerungspolitik könnte auch wesentlich dazu beitragen, den deutschen Sozialismus ganz allgemein mit jenem starken nationalen Verantwortungsgefühl zu sättigen, das die führenden Mehrheitssozialisten bei Kriegsbeginn, beim Zusammenbruch und namentlich in den Nachkriegsjahren geleitet und ihnen die Erhaltung des Reiches ermöglicht hat." (5)

Der Sozialismus dieses Typs sollte dem Menschen nicht nur materiellen Überfluß und Muße schenken, sondern auch Gesundheit und Heldenkraft. Von Emanzipation, vielseitiger Entfaltung des sozialen Wesens Mensch, von antiautoritärer gesellschaftlicher Organisation oder gar von sozialer Revolution war keine Rede.

Zu diesem angeblich sozialistischen Eugenikprogramm gehörte auch, daß 'kränkliche' Individuen von der Fortpflanzung ausgeschlossen werden sollten, sich nicht vermehren sollten ("passive Eugenik"). Die sozialistische Eugenik blieb in Deutschland relativ einflußlos, ihr fehlten einflußreiche RepräsentantInnen und ihr fehlte Zeit. Bald blieben Eugenik und Rassenhygiene vollständig in der Hand der politischen Rechten. Eine gesellschaftliche Mehrheit, der sich auch die MehrheitssozialistInnen angeschlossen hatten, half, eine Tür nach Auschwitz zu öffnen.

Die materialistische Analyse der Beziehung zwischen Mensch und Natur von Marx und Engels wurde von vielen späteren "MarxistInnen" absichtsvoll überlesen. So schreibt Marx im Band I des "Kapital": "(...) und jeder Fortschritt ist nicht nur ein Fortschritt in der Kunst, den Arbeiter, sondern zugleich in der Kunst, den Boden zu berauben, jeder Fortschritt in Steigerung seiner Fruchtbarkeit (...) zugleich ein Fortschritt im Ruin der dauernden Quellen dieser Fruchtbarkeit. (...) Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen allen Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter." (6) Und im Band III heißt es: "Vom Standpunkt einer höhern ökonomischen Gesellschaftsformation wird das Privateigentum einzelner Individuen am Erdball ganz so abgeschmackt erscheinen wie das Privateigentum eines Menschen an einem andern Menschen. Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias (gute Familienväter) den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen." (7)

Wie die Natur des Menschen und sein soziales Wesen zusammenhängen, zeigt sich bei der Arbeit: "Alle Sinnesorgane werden gleichmäßig verletzt durch die künstlich gesteigerte Temperatur, die mit Abfällen des Rohstoffes geschwängerte Atmosphäre, den betäubenden Lärm, usw., abgesehn von der Lebensgefahr unter dicht gehäufter Maschinerie, die mit der Regelmäßigkeit der Jahreszeiten ihre industriellen Schlachtbulletins produziert (...) Die Ökonomisierung der gesellschaftlichen Produktionsmittel, erst im Fabriksystem treibhausmäßig gereift, wird in der Hand des Kapitals zugleich zum systematischen Raub an den Lebensbedingungen des Arbeiters während der Arbeit, an Raum, Luft, Licht und an persönlichen Schutzmitteln wider lebensgefährliche oder gesundheitswidrige Umstände des Produktionsprozesses, von Vorrichtungen zur Bequemlichkeit des Arbeiters gar nicht zu sprechen (...)" (8)

Nur ein eingeschränktes Verständnis vom Menschen, das seine "Natur", die biologische Voraussetzung seiner Existenz vernachlässigt, produziert beispielsweise einen verstümmelten Begriff von Gesundheit als "Arbeitsfähigkeit" oder als eugenisch "normgerecht". Dagegen Ernst Bloch: "Gesundheit ist ein sozialer Begriff, genau wie das organische Dasein der Menschen, als Menschen, insgesamt. So ist sie überhaupt erst sinnvoll steigerbar, wenn das Leben, worin sie steht, nicht selber von Angst, Not und Tod überfüllt ist." (9)

Wer unter einem gesunden Menschen einen arbeitsfähigen versteht, ist GegnerIn der sozialen Utopie einer Gesellschaft, in der die Menschen ausgehend von vollständiger sozialer Gleichheit sich nach ihren unterschiedlichen Bedürfnissen und Interessen entfalten können. Marx formulierte, welches Verständnis von Natur im Kommunismus als der Utopie des vollständig befreiten Menschens aufgehoben ist: "(...) Der Kommunismus als positive Aufhebung des Privateigentums als menschlicher Selbstentfremdung und darum als wirkliche Aneignung des menschlichen Wesens durch und für den Menschen; darum als vollständige, bewußt und innerhalb des ganzen Reichtums der bisherigen Entwicklung gewordne Rückkehr des Menschen für sich als eines gesellschaftlichen, d. h. menschlichen Menschen. Dieser Kommunismus ist als vollendeter Naturalismus = Humanismus, als vollendeter Humanismus = Naturalismus, er ist die wahrhafte Auflösung des Widerstreites zwischen dem Menschen mit der Natur und mit dem Menschen, die wahre Auflösung des Streits zwischen Existenz und Wesen, zwischen Vergegenständlichung und Selbstbestätigung, zwischen Freiheit und Notwendigkeit, zwischen Individuum und Gattung. Er ist das aufgelöste Rätsel der Geschichte und weiß sich als diese Lösung." (10)

Produktivkräfte sind Technologie und Wissenschaft, Maschinen, Werkzeuge, der arbeitende Mensch und die Wechselbeziehung unter diesen. Die enthemmte Entfesselung der Produktivkräfte qualifiziert den Fortschrittsbegriff sozialdemokratischer, leninistischer und stalinistischer Organisationen, gleichgültig, ob sie sich, wie die MLPD, auf Stalin oder, wie die PDS, auf Willy Brandt beziehen. Produktionsverhältnisse bezeichnen die sozialen Verhältnisse der Menschen in ihrer Arbeit, einschließlich der Eigentumsverhältnisse, der Arbeitsteilung und der Klassenstruktur. Diese Verhältnisse beeinflussen das Bewußtsein der Menschen und somit auch ihre Ideen, etwa in welche Richtung Wissenschaft und Forschung entwickelt werden könnten.

Kapital und Produktivkräfte

Technologie und Wissenschaft sind nie wertfrei, sondern interessengeleitet. Über die Fragestellung und das Erkenntnisinteresse entscheiden diejenigen, die Forschung finanzieren. Das Kapital greift auch in angeblich freie Forschungsräume ein und bestimmt nicht nur über Lehrstühle und darüber, welche Forschungsansätze für wert befunden werden, also direkt und indirekt Profit versprechen. Das Kapital bestimmt auch, manchmal auf sehr komplexe Weise, welche Projekte zensiert und unterdrückt werden. Verblüffend ist, wie groß die Einbildung der Forschenden in diesem Land ist, sie arbeiteten "frei". Wer Kapitalinteressen nicht (mehr) analysieren kann, wer die allumfassende Zensur nicht einmal mehr spürt, ist besonders erfolgreich unterworfen.

Zu den größten Erfolgen des Kapitals gehört, daß sich kaum ein Mensch vorstellen kann, wieviele Möglichkeiten es in der Geschichte gab, über die Entwicklungsrichtung von Wissenschaft und Technologie, anders als durch die jeweils Herrschenden geschehen, zu entscheiden. Die Vorstellung, mensch könne "wertfreie" Technologie und Wissenschaft aus den konkreten gesellschaftlichen Verhältnissen herausschneiden und zu sinnvollerem, gar menschenfreundlichem und naturverträglichem Einsatz schlicht in andere gesellschaftliche Verhältnisse überführen, ist eine Illusion. Weil Technologie und Wissenschaft durch die konkrete kapitalistische Produktionsweise für den Zweck der Profitmaximierung entwickelt wurden, der sie geformt und verformt hat, sperren sie sich - in ihrer Gesamtheit - jeglicher humanen und ökologischen Umformung.

Einzelne Produkte oder Verfahren verhalten sich gesellschaftlich so neutral, daß sie "mitzunehmen" wären. Andere Technologien wirken unter jeder denkbaren gesellschaftlichen Voraussetzung gegen Mensch und Natur, weil sie in ihrem Wesen inhuman und antiökologisch sind. Marx nannte sie Destruktiv- oder Destruktionskräfte: "Diese Produktivkräfte erhalten unter dem Privateigentum eine nur einseitige Entwicklung, werden für die Mehrzahl zu Destruktivkräften (...)" Und:"(...) In der Entwicklung der Produktivkräfte tritt eine Stufe ein, auf welcher Produktionskräfte und Verkehrsmittel hervorgerufen werden, welche unter den bestehenden Verhältnissen nur Unheil anrichten, welche keine Produktionskräfte mehr sind, sondern Destruktionskräfte (Maschinerie und Geld) ..." (11) Zu diesen Destruktivkräften gehören heute Atomenergie und Gentechnologie, die unter allen gesellschaftlichen Verhältnissen nur "Unheil anrichten" und zu keinem Zeitpunkt anders als "einseitig entwickelt" werden können.

Das erste Manhattan-Projekt im Forschungszentrum Los Alamos (USA) war die Entwicklung der Atombomben, die für den ersten großen "Lebendversuch" über Nagasaki und Hiroshima abgeworfen wurden. "Zweites Manhattan-Projekt" wird die größte Gendatenbank der Welt genannt. Hier wird genetisches Material der Opfer von Hiroshima und Nagasaki bis Tschernobyl gesammelt. Von Beginn an wurde intensiv untersucht, welche biologischen und genetischen Folgen radioaktive Strahlung hat und haben würde. Die Forschungen an dem toten, sterbenden oder qualvoll überlebenden "Menschenmaterial" von Hiroshima und Nagasaki wurden von den USA vor allem für die Festlegung sogenannter Grenzwerte bei Röntgenuntersuchungen, für die Arbeit in Atomanlagen und zur Verharmlosung der Atomenergie herangezogen. Die weitaus meisten Forschungsergebnisse blieben geheim.

Die Atomenergie hat ausschließlich militärische Wurzeln. Als 1942 der erste Atomreaktor an der Universität Chicago in Betrieb genommen wurde, dachte niemand an Stromerzeugung. Strom wurde später zum zufälligen zivilen Abfallprodukt einer Militärtechnologie, bot die Möglichkeit für Extraprofite und zur Rechtfertigung der Atomenergie. Es gibt keine Trennung von militärischer und ziviler Atomenergienutzung, auch mit dem radioaktiven Material aus Leichtwasserreaktoren lassen sich Atombomben bauen. Auch im störfallfreien "Normalbetrieb" produziert jedes Atomkraftwerk radioaktive Niedrigstrahlung, die für Krebserkrankungen, Immundefekte und viele weitere Gesundheitsschäden verantwortlich ist.

Atomenergie zerstört das Klima - und zwar mehr als die offensichtlichere Verbrennung fossiler Ressourcen. Atomenergie ist überflüssig, sie wird zur Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen nicht gebraucht. Strom und Wärme sind mit einer ganzen Kette von passiven (z. B. ökologischer Stadtplanung, Bauweise, Einspartechniken, technisch verbesserte Geräte) und aktiven Maßnahmen (Solarenergie, andere regenerative Energiequellen) zu beschaffen. Ziel des Atomkapitals ist ein neues, aggressives Atomprogramm, mit einem Euroreaktor von Siemens und Framatome als Prototyp-AKW (und erleichterter Genehmigung) und perspektivisch dem Alptraum Atomfusion (Greifswald).

Zur Geschichtslosigkeit der fortschrittsreligiösen Linken gehört das Unwissen über den historischen Zusammenhang von Atomenergie und Gentech. Die Verheißungen des Gentech-Kapitals sind alt. Neu sind die PR-Agenturen, die aus dem Kampf gegen Atomenergie und Umweltgifte gelernt haben, daß, Menschen, auch Linke, am besten zu manipulieren sind, wenn ihnen (wahrheitswidrig) suggeriert wird, wer diese Technologie ablehne, sei ein Menschenfeind und verhindere Rettung vor Krankheit und Tod.

Inzwischen wird das menschliche Genom entschlüsselt, werden Gene und gentechnische manipulierte körperliche Vorgänge patentiert, d. h. sich kapitalistisch angeeignet. Die genetische Vielfalt ganzer Regenwälder wird zwecks Patentierung verkauft, der US-Chemiekonzern Merck zahlte eine Million US-Dollar für die Nutzung und das Patentierungsrecht für die gesamte genetische Vielfalt des Regenwaldes von Costa Rica. Hungerkatastrophen werden mit Hilfe genmanipulierten Saatgutes vorbeireitet, zum Profit der Chemiemultis und der Nahrungsmittelkonzerne. Genomanalysen werden morgen Arbeitssuchende und Kranke selektieren. Neugeborene werden in Kliniken genetisch - und rassistisch - gerastert.

Alternativen zu Genpharmaka und Genmedizin werden kaum noch erforscht, z. B. das noch weitgehend unbekannte Potential von natürlichen Stoffen in den Regenwäldern, es wird unerforscht vernichtet.

Auch die "grüne Revolution", der weltweite Einsatz von Pestiziden und synthetischen Düngemitteln in einer intensiven Landwirtschaft, verhieß die Bekämpfung des Hungers. Sie brachte kurzfristige Erfolge, aber langfristig wurden die Böden vernutzt, vergiftet, ausgelaugt und neue Wüsten geschaffen.

Profit ist unabänderlich die innere Triebkraft der kapitalistischen Produktionsweise. Profit bedeutet, daß sich der Kapitalismus menschliche Arbeitskraft und Naturressourcen - die beiden "Springquellen des Reichtums" - möglichst billig unterwerfen muß, daß er sich Verwertungsbedingungen schaffen muß, in denen dies möglich ist. Dem widerspricht nicht, daß die konkreten Verwertungsinteressen von Einzelkapitalen oder verschiedener Kapitalfraktionen sich branchenspezifisch oder regional heftig ins Gehege kommen können oder daß es z. B. bei kommenden imperialistischen Raubzügen Verlierer geben wird.

Linke und technologischer Fortschritt

"Linke", die sich aus der grundsätzlichen Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus verabschiedet haben, erkennt mensch z. B. daran, daß sie den Begriff "Kapitalismus" durch "Marktwirtschaft" oder "ökologisch-soziale Marktwirtschaft" ersetzen. Sie verraten damit, daß sie sich versöhnen wollen, verkünden eigenes materielles Interesse als neue "Vernunft" und erklären den Kapitalismus für reformierbar. Am Anfang plärren sie: Ist nicht abzuschaffen, wir haben's doch so versucht! Später eifrig: Ist er nicht doch die beste aller Gesellschaften? Laßt ihn uns ein bißchen aufputzen!

Der Kapitalismus ist nicht zu einer humanen, ökologischen Gesellschaft "umzubauen", weil sein inneres Wesen - nicht etwa nur sein Mißbrauch oder eine entartete Randerscheinung - die Unterwerfung von Mensch und Natur unter sein Verwertungsinteresse ist. Ist er nicht reformierbar, so er ist er doch enorm wandlungsfähig, wie kein Herrschaftssystem vor ihm in der Lage, verschiedene Herrschaftsformen miteinander zu verschmelzen, den Rassismus zum Beispiel, oder die viel ältere patriarchale Herrschaft etwa zu dem patriarchalkapitalistischen Herrschaftssystem, in dem wir leben. Widerstand in Innovation für seine weltweite Zerstörungspolitik zu verwandeln, aus Kritik, sofern sie nicht grundsätzlich und qualifiziert ist, alles Nützliche herauszusaugen - auch das gehört zu den Fähigkeiten des Kapitalismus, die so viele Linke unterschätzt haben.

Zur Illusion der technokratischen, fortschrittsgläubigen Linken gehört der esoterische Aberglaube, daß derselbe "Fortschritt", der Atombomben und Krebs brachte, die Reparaturtechniken im Gepäck hat, um den Schaden zu begrenzen. Radioaktive Niedrigstrahlung aus Atomanlagen bereits im Normalbetrieb? Krebs und ein Bündel anderer tödlicher und mieser Krankheiten auch durch die vielen chemischen Produktionsverfahren und Produkte, Autoverkehr, Stress und entfremdete Arbeitsverhältnisse, Zerstörung der Immunabwehr usw.?

Her mit den gentechnischen Reparaturtechniken, verkauft durch dieselben Kapitalfraktionen, die uns mit Chlorchemie und Atomenergie quälen. Mit der Verursachung von Krebs wird Profit gemacht, mit der vermeintlichen Reparaturtechnik auch. Die wird kaum dazu taugen, sondern voraussichtlich zu neuen, nicht beherrschbaren Krankheiten führen. Die stalinistische oder marxistisch-leninistische Fraktion begreift das nicht, weil sie glauben will und nicht denken, die reformistische Unterabteilung nicht, weil ihr Interesse an den herrschenden Verhältnissen mitzubasteln, saugfähiger ist als jede (frühere) Erkenntnis. Allein um bis heute angerichteten, zu einem großen Teil nicht rückholbaren Schäden zu reparieren und zu mildern, müßte die kapitalistische Produktion voll ausgebremst werden.

Ich möchte nicht entscheiden, ob und, wenn ja, welche Möglichkeiten die Sowjetunion hatte - und mit ihr die Länder des sogenannten "realen Sozialismus" -, nach der Oktoberrevolution von 1917 in der Frage der Entwicklung von Wissenschaft und Technologie, in der Frage der Entfaltung der Produktivkräfte einen eigenständigen, sozialistischen Weg zu gehen. Getan hat sie es nicht. Sie war und blieb in der Vorstellung gefesselt, der Kapitalismus sei in seiner eigenen Logik zu überholen, wenigstens einzuholen, ihm sei nachzueifern, es gebe keinen anderen Weg, beides zu entwickeln. So bekam das miese Original - in dieser Frage! - nicht die verdiente, qualifizierte Systemkonkurrenz, sondern prinzipielle Anerkennung.

Wissenschaftler der zaristischen russischen Gesellschaft fabrizierten 1868 einen Plan zur Umleitung von Flüssen, um den Spiegel des Kaspischen Meeres um volle 70 Meter zu heben. Dieser Plan scheiterte nur, weil die Betreiber an seiner technischen Umsetzbarkeit zweifelten. Stalin stand ganz in der Tradition des Zaren: Unter Stalin dienten Hitze und Dürre in den südlichen mittelasiatischen Sowjetrepubliken in den vierziger Jahren dazu, groß dimensionierte Pläne zum technischen Umbau der Natur zu rechtfertigen. Stauseen, riesenhaft wie Binnenmeere, sollten Städte und Wälder, Dörfer und Täler und sogar Erdöl- und Erdgasfelder unter sich ertränken. Selbst die sibirische Eisenbahn hätte weichen müssen.

Flüsse sollten rückwärts fließen: Unendliche Wassermassen aus sibirischen Flüssen sollten gewaltsam vom sibirischen und europäischen Norden in den trocknen Süden der mittelasiatischen Republiken umgeleitet werden. Vor ihren Augen sahen die Planer Ozeandampfer von der Karasee im arktischen Ozean quer durch Rußland hinunter zum Kaspischen Meer im Süden und über Tausende von Kilometern nach Osten zum Baikalsee fahren. Gletscher sollten geschmolzen, neue Flußläufe mit Atombomben aus der Erde gesprengt werden, einige Versuche hierfür wurden tatsächlich durchgeführt. Die Verdunstung des Wassers wollte mensch mit Herbiziden einschränken. (12) Die meisten Projekte scheiterten am Geld oder an technischen Problemen, selten an Vernunft und Kritik. Die Logik russischer Zaren spukt bis heute in den Köpfen russischer WissenschaftlerInnen.

Auch Ernst Bloch hatte 1959 prinzipiell falsche Hoffnungen: "So schafft die Atomenergie, in anderer Maschinerie als der der Bombe, in der blauen Atmosphäre des Friedens, aus der Wüste Fruchtland, aus Eis Frühling. Einige hundert Pfund Uranium und Thorium würden ausreichen, die Sahara und die Wüste Gobi verschwinden zu lassen, Sibirien und Nordkanada, Grönland und die Antarktis zur Riviera zu verwandeln. Sie würden ausreichen, um der Menschheit die Energie, die sonst in Millionen von Arbeitsstunden gewonnen werden mußte, in schmalen Büchsen, hochkonzentriert, zum Gebrauch fertig darzubieten." (13) "Als die Mauer fiel", wie die Formel verschleiernd heißt, schien der Trabi giftiger als der BMW. Später wurde zu wissen erlaubt, daß die geruchlosen Gifte westdeutscher Mittelklassewagen gesundheitsschädlicher sind. Sichtbarer Ost-Ruß und Ost-Schwermetalle nahmen auch Linken erfolgreich die Sicht auf West-Chlorkohlenwasserstoffe und westliche radioaktive Niedrigstrahlung. Der Unterschied ist wesentlich einer des unterschiedlichen Standes derselben Entwicklungslogik. Es gab keine eigenständige sozialistische Entwicklung von Produktion, Technik, Wissenschaft und deshalb natürlich auch keinen im Wesen anderen Umgang mit der Natur. Wir fanden sowohl in der DDR als auch in der Sowjetunion in der Produktion die Kopien des kapitalistischen Entwicklungsmodells. Jeder wirtschaftlichen Planung, jedem Fünf-Jahres-Plan der Bürokratie in der DDR oder der Sowjetunion lag der politische Wille zugrunde, die kapitalistischen Staaten in ihrer eigenen Entwicklungslogik zu überholen.

"Was die sozialistischen Länder tun, dient dem Weltfrieden und der Menschheit, ist deshalb gut und grundsätzlich nicht kritisch zu hinterfragen" war die Zusammenfassung des Mottos der herrschenden Cliquen der Staaten der bürokratischen Kommandowirtschaft. Die vollständig unkritische Einstellung zur Entwicklung der Produktivkräfte Wissenschaft und Technologie finden wir als herrschende Religion in den meisten Ländern des Trikont wieder. Denn dorthin wurden häufig die "Kopien" der Kopien aus den nicht-kapitalistischen Staaten exportiert.

"Wir können mit Sicherheit sagen, daß dieses Atomkraftwerk sicherer sein wird als irgendeines der Atomkraftwerke in den Vereinigten Staaten ... und darüber hinaus wird es mit hochqualifizierten wissenschaftlichen und technischen Personal ausgerüstet", sagte Fidel Castro im Juli 1986 über das erste der drei geplanten kubanischen Atomkraftwerke bei Cienfuegos. Der veränderten Weltlage schien eine zeitlang auch dieses Atomkraftwerk zum Opfer zu fallen, eine der wenigen positiven Folgen. Inzwischen gibt es Informationen, daß ein Mitglied der internationalen Atommafia, vielleicht sogar Siemens, das AKW Cienfuegos auf Kuba fertigbauen will.

Kuba war und ist der Auffassung, daß es in der Entwicklung von Wissenschaft und Technologie nichts falsch machen kann, weil es ein sozialistisches Land ist. "Sollen wir zurück zu den Affen?" fragte uns Manuel Limonta, der Direktor des Gentechnischen Zentrums 1987 in Havanna als Antwort auf unsere Kritik an der Gentechnik. Ein Jahr später stritten wir mit einer Gruppe von Ärzten des Nationalen Institutes für Endokrinologie in Havanna über den Transfer von Embryonen von und in Körper von Frauen. Auf unseren Versuch, an die besondere wissenschaftliche Verantwortung von SozialistInnen zu appellieren, die unter gewissen Umständen doch auch bedeuten müsse, eine bestimmte technologische Entwicklungsrichtung ganz und gar abzulehnen, erhielten wir die klassische Antwort: "Kuba ist ein sozialistisches Land. Was wir machen, können wir jederzeit verantworten und wir machen alles, was technisch und wissenschaftlich möglich ist".

Die Fortschrittsreligiosität spiegelte sich in der technokratischen Linken der alten Bundesrepublik wider. "Ganz zweifellos werden mit neuen und komplizierten Technologien (...) nicht nur neue Möglichkeiten der Produktion, sondern auch neue Risiken hervorgebracht. Das gilt nicht nur für Kernkraftwerke, sondern auch für fossile Kraftwerke, alle Arten von Industrieanlagen und die Verkehrsmitel." (14) Das sagte kein Vertreter des Atomkapitals, sondern die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ), die Jugendorganisation der DKP im Jahre 1984.

Und die DKP verkündete 1978: "Die Atomenergie ist, das ist (...) unbestritten, ein wesentlicher Bestandteil des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in unserer Epoche. Der Bonner Parteitag des DKP hat dies prinzipiell in einer Entschließung festgehalten: 'Die DKP ist für den wissenschaftlich-technischen Fortschritt. Sie ist deshalb für die friedliche Nutzung der Kernenergie.'" Die Partei beschließt und alle radioaktiven Isotope verwandeln sich in Bonbons. Derartiges Denken, vorsichtiger formuliert, finden wir heute in der PDS wieder. (15)

Das SB (Sozialistisches Büro), der KBW (Kommunistische Bund Westdeutschland) und die KPD/AO (Kommunistische Partei Deutschland/Aufbauorganisation), so unterschiedlich diese drei Organisationen der Linken auch waren, als sich der Widerstand gegen die Atomenergie 1974/75 bundesweit ausbreitete, als er etwa 1976 militant und im besten Sinne politisch wurde, da schüttelte mensch den Kopf über soviel "kleinbürgerliche Technikfeindlichkeit", "Maschinenstürmerei" und "Abenteurertum".

Atomstrom versprach die ungehemmte Produktivkraftsteigerung, die Voraussetzung für jeden sozialen Fortschritt. Das einzige Problem schien zu sein: Wie kommt mensch an die Verfügungsgewalt über diese machtvolle Technik? Das "revolutionäre Subjekt" hatte der Arbeiter zu sein, was hatten Hausfrauen, BäuerInnen, StudentInnen, LehrerInnen an vorderster Front zu suchen? War der Kampf nicht schon deshalb kleinbürgerlich?

Heute sind es nicht nur die stalinistische MLPD, die sozialdemokratisierte PDS, oder die DKP, die in der Ideologie der Wertfreiheit von Wissenschaft und Technik baden - wobei die DKP ihre Meinung zur Atomenergie verändert zu haben scheint. Auch unter Linksradikalen geht der Technik-Aberglaube um. Unter den fortschrittstechnokratischen "Linken" gibt es eine Gruppe namens Linkswende. Diese Gruppe fiel in vergangenen Jahren auf, weil sie linke Veranstaltungen störte, besonders solche, auf denen die Kritik und die Ablehnung von Gentechnologie und Atomenergie begründet wurden. Ihre Argumentation erinnerte an die Pro-Atom-Propaganda der rechtsextremen US-Geheimdienst-nahen Europäischen Arbeiterpartei (EAP) eines gewissen Herrn LaRouche. Die Zeitschrift der Linkswende heißt Novo.

In diesem Blatt wird die Gentechnik mit den Argumenten des Gentechnik-Kapitals gefeiert und gentechnisch manipulierte Nahrung als Fortschritt propagiert. Zu den neuesten Sauereien gehört, daß Novo den australischen Euthanasie-Anhänger, Tierrechtler Peter Singer, nicht nur interviewt, sondern seine Auffassungen weitgehend teilt. Novo-Redakteur Thomas Deichmann kritisiert Behinderte, die - im Land der historisch am "erfolgreichsten" praktizierten Euthanasie - verhindern wollen, daß Singer auf Kongressen große Foren erhält. Novo-Deichmann findet den Kampf gegen Singer "kontraproduktiv und gefährlich, weil Forderungen nach Redeverboten ein konformistisches Klima der Zensur schaffen, das sich zuallererst gegen die von der aktuellen Sparpolitik ohnehin am härtesten betroffenen Gruppe richten wird - Behinderte eingeschlossen." Im selben Text schreibt Deichmann von "partikularen Interessen einer Gruppe", die geeignet seien, eine Gesellschaft zu spalten. - Behinderte, haltet die Klappe, redet nicht gegen die Humanität des Tötens nicht lebenswerten Lebens, sonst geht's euch an den Kragen. (16)

Leserbriefen kann mensch entnehmen, wen Novo bereits beeinflußt. Jürgen Elsässer, Jungle World-Redakteur, ist begeistert: "In den letzten zwei Jahren (...) habe ich das Blatt schätzen gelernt. Wichtig für mich persönlich ist dabei (...) die Aufklärungsarbeit zu naturwissenschaftlichen und technischen Fragen, die - dank Öko-Hegemonie - ansonsten in keinem linken Blatt zu finden ist. Auch in Eurem 'Manifest' finde ich in diesem Zusammenhang einige sehr gute Passagen." (17) Auf derart schwacher Grundlage polemisiert Elsässer seit Jahren in der jungen Welt und künftig, so ist zu befürchten, in der Jungle World. Er propagiert Gentechnologie als Fortschritt, pöbelt unterschiedslos gegen alle GentechnikgegnerInnen, denunziert Anti-AKW-Widerstand als "deutschnational" und als späte Versöhnung mit den Nazivätern. Selbst der Atomtechnologie kann er inzwischen einiges abgewinnen. Jahrzehntelange Weiterentwicklung - auch marxistischer - linker Wissenschaftskritik einfach verpaßt? Solch bornierte, fortschrittsreligiöse Linke braucht das Kapital.

Die Propagandatechnik, mit deren Hilfe die Gentechnologie als herrschende alles durchdringende Leitwissenschaft durchgesetzt wird, ist die sogenannte Bioethik, ein ideologisches Konzept in der Tradition der Rassenhygiene. Sie hilft dem Kapital mit der Gentechnologie die beiden einzigen "Springquellen des Reichtums" (menschliche Arbeitskraft und Naturressource) zu einer dritten Reichtumsquelle zu erweitern: die Ausbeutung des biologischen Potentials des Menschen. Blieb die Ausbeutung des Menschen bislang äußerlich und fuhren "nur" ihre Auswirkungen als physische und psychische Schäden der "Vernutzung" unserer Arbeitskraft "unter die Haut", so zielt die neue Ausbeutung in einzigartiger Weise direkt auf unsere Gene, Zellen, Stoffwechselfunktionen, Organe und Reproduktionsfähigkeit.

Sozialdemokratische und leninistische Linke helfen dem Kapital. Sie zeigen sich unfähig, neue technologische Entwicklung radikal und qualifiziert zu kritisieren. Vielleicht leuchtet ihnen das "Umverteilungsmodell", wie es kürzlich Gentechnologen vorgeschlagen haben, ein: "Nach unserer Auffassung scheint es ganz natürlich, zu sagen, daß die Organe lebendiger Personen lebenswichtige Gesundheitsressourcen sind, die wie alle anderen lebenswichtigen Resourcen gerecht verteilt werden müssen. Wir könnten uns daher gezwungen sehen, darauf zu bestehen, daß alte Menschen getötet werden, damit ihre Organe an jüngere, kritisch kranke Personen umverteilt werden können, die ohne diese Organe bald sterben müßten. Schließlich benutzen die alten Menschen lebenswichtige Ressourcen auf Kosten von bedürftigen jüngeren Menschen." (18)

Anmerkungen

1 Karl Kautsky: Vermehrung und Entwicklung in Natur und Gesellschaft. Stuttgart 1910, zit. in: Peter Weingart/ Jürgen Kroll/ Kurt Bayertz: Rasse, Blut und Gene - Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene in Deutschland. Frankfurt/M. 1992, S. 113

2 Karl Marx: Kritik des Gothaer Programms. MEW 19, Berlin 1974, S. 15

3 vgl. die Position von AnthroposophInnen und TheosophInnen, in: Jutta Ditfurth: Feuer in die Herzen. Gegen die Entwertung des Menschen. Konkret Literatur Verlag, Hamburg 1997, 3.Auflage, S. 327ff.

4 Peter Weingart/ Jürgen Kroll/ Kurt Bayertz, a.a.O., S. 33

5 Alfred Grotjan: Die Hygiene der menschlichen Fortpflanzung. Versuch einer praktischen Eugenik. Berlin/ Wien 1926, zit. in: Peter Weingart/Jürgen Kroll/Kurt Bayertz, S. 108/109

6 Karl Marx: Das Kapital. Bd. 1., MEW 23, Berlin 1988, S. 529/530

7 Karl Marx: Das Kapital. Bd.3, MEW 25, Berlin 1972, S. 784

8 Karl Marx: Das Kapital. Bd.1, MEW 23, Berlin 1972, S. 465

9 Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung. Frankfurt/Main 1977, Bd. 2, S. 541

10 Karl Marx: "Ökonomisch-Philosophische Manuskripte" (1844). MEW Ergänzungsband, Erster Teil, Berlin 1974, S. 536

11 Karl Marx/Friedrich Engels: Deutsche Ideologie. I. Feuerbach (1845-1846). MEW 3, Berlin, S. 60, 69

12 Klaus Stern: "Die Umleitung eines Teils des Abflusses nördlicher europäischer und sibirischer Flüsse in der Sowjetunion und mögliche Auswirkungen auf die Umwelt", in: Josef Breburda (Hg.): Osteuropastudien des Landes Hessen, Reihe I, Bd. 145, Berlin 1986, S. 69; darin auch: M.M. Davydov: "The Ob will enter the Caspian: The Yenisey-Ob-Aral-Caspian-Water Connection and the Energy Problem" (Übersetzung eines Artikel von M.M.Davydov aus dem Jahr 1949)

13 Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung. Bd. 2, Frankfurt/Main 1977, S. 779

14 Aus dem Beschluß des 8. Bundeskongresses der SDAJ vom Dezember 1984

15 Fritz Rische, "Zur Energiepolitik der DKP", in: Marxistische Blätter, Mai/Juni 1978

16 vgl. Thomas Deichmann, "Euthanasie: Wer soll entscheiden?" in: Novo 23, S. 25-29, und "Peter Singer - ein deutscher Streitfall - Thomas Deichmann im Gespräch mit Singer", ebd., S. 32-34; zit. nach: Alexander Bogner, "Herr Singer, vielen Dank für diese Gespräch", 17¡ C, Nr. 14, Mai-Juli 1997

17 Leserbrief in: Novo, März/April 1997

18 Klemens Kappel/ Peter Sandoe, "Saving the Young Before the Old - A Reply to John Harris", in: Bioethics, vol. 8, Nr. 1, 1994

Der Beitrag von Jutta Ditfurth ist eine gekürzte und bearbeitete Fassung des Aufsatzes "Kommunismus und Natur", der in ÖkoLinX 26, Sommer 1997, erschienen ist.