Faxen

Allen meinen Bekannten, die mir nachts ein Fax schicken, weil sie zu geizig sind, um das tagsüber zu machen, möchte ich auf diesem kostenlosen Weg mal sagen, daß ich mit meinem Faxgerät in einem Zimmer schlafe! Das heißt, die Kiste schläft natürlich nicht, sondern nur ich. Ich fahre dann wie angestochen hoch, weil zuerst das Telefon läutet, ehe sich das Faxgerät einschaltet, und ich (typisch Frau, wie Harry immer sagt) als typische Frau gleich denke, daß wer gestorben ist. Schon meine Mutter sagte, daß, wenn nachts das Telefon läute, es nur böse Überraschungen gebe. Das gilt auch fürs Faxen, denn ich kriege immer furchtbare Einladungen von irgendwas, wobei doch jeder weiß, daß ich da nur hingehe, wenn es was Anständiges zu essen gibt und nicht bloß lauter Bizzelwasser und angetrocknete Schnittchen, was ja leider meistens der Fall ist. Außer diesen nächtlichen Einladungen kriege ich noch Faxe, gerne so um drei, vier Uhr morgens, in denen gefragt wird, wer eigentlich Harry sei und ob der mit Nachnamen vielleicht Kowalski heiße. Oder Mitteilungen von mir völlig unbekannten Personen - na ja, fast -, die mir erzählen, daß sie morgens um neun Uhr geboren sind, dafür aber nur drei Jahre auf dem Gymnasium waren. Sowas reißt mich ja noch nicht mal am hellerlichten Tag vom Hocker. Glücklicherweise kann ich solche Informationen dann für Kolumnen verwenden.

Sonst ist da noch mein Fernseh, der aber nichts sagt, weil ich ihn nie einschalte. Der ist so alt, daß ich befürchten muß, daß er gleich einen Knall kriegt und mir im Anschluß womöglich die Bude abbrennt.

Mein Computer steht in einem anderen Zimmer, da können mir nachts e-mails über e-mails geschickt werden, davon kriege ich nichts mit.

Tagsüber auch nicht, weil ich gar keine e-mail -Adresse habe, das fehlte noch. Und ein Internet kommt mir auch nicht ins Haus, da sei dieser und jener vor. Ich muß mir den ganzen Tag schon lauter Quatsch anhören, das brauche ich dann nicht noch schriftlich.

Nun haben mir schon Leute vorgeschlagen, ich solle das Faxgerät abends ausschalten. Das ist auch wieder so ein Blödsinn. Morgens müßte ich es dann wieder programmieren. Ich gehe aber davon aus, daß elektronische Geräte einem Arbeit ersparen und nicht welche machen sollen. Außerdem würde das Telefon trotzdem läuten, und das kann ich nicht abschalten. Harry sagt, daß die vom Lotto auch nachts anrufen, wenn man einen wirklich satten Gewinn hat.