Viel Feind, viel Ehr

In der Türkei ist Yasar Kemal noch immer ein Verfolgter, der nur auf Widerruf auf freiem Fuß ist. In der Frankfurter Paulskirche bekam der 74jährige kurdischstämmige Schriftsteller am vergangenen Sonntag den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Aufgrund seiner regimekritischen Äußerungen wurde er mehrmals wegen "Volksverhetzung", "Aufstachelung zum Rassenhaß", "Separatismus" angeklagt. Zuletzt verurteilte ihn das Staatsicherheitsgericht zu einem Jahr und acht Monaten Haft, weil er sich gegenüber dem Spiegel gegen den Krieg in den kurdischen Gebieten gewandt hatte. Yasar Kemals populärstes Werk, "Ince Memet" ("Memet, mein Falke"), beschreibt die Auflehnung von Bauern und Tagelöhnern gegen die Herrschaft der Großgrundbesitzer in seiner südostanatolischen Heimat. Das dreibändige Werk hatte großen Einfluß auf die türkische Linke und wurde in mehr als dreißig Sprachen übersetzt.