Viel Freund, viel Problem

Schon wieder hat ein führender Vertreter der Bündnisgrünen aus Berlin-Kreuzberg Ärger, weil er sich mit rechtsextremen Türken einließ. Am 19. September hatte der grüne Bezirksbürgermeister Franz Schulz eine leitende Delegation der ADÜTF empfangen. Die 1978 in Frankfurt am Main gegründete "Föderation der türkisch-demokratischen Idealistenvereine", kurz auch Türk-Fedaration genannt, wurde von Alparslan Türkes ins Leben gerufen, dem Chef der als "Graue Wölfe" bekannten Partei der Nationalen Bewegung (MHP), der im vergangenen April in der Türkei starb. Der jüngsten Veröffentlichung "Graue Wölfe heulen wieder" zufolge hat die Türk-Föderation in Deutschland mehr als 10 000 Mitglieder und rund 80 000 unorganisierte Anhänger. Der Mord an dem kurdischen Jugendlichen Seyfettin Kalan Ende September 1995 in Neumünster und die Ermordung des Aleviten Ercan Alkaya in Kiel gelten als das Werk der Türk-Föderation. Dennoch bat ADÜTF-Chef Mehmet Erdogan Schulz zum Gespräch über eine "Anti-Drogen-Kampagne" der Rechtsextremisten. Die Einbindung deutscher Parteien in die MHP-Strategie ist nicht neu: Schon im Oktober 1996 rief Türkes in der Essener Gruga-Halle die türkische Community dazu auf, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen, um in der CDU eine starke türkische Lobby aufzubauen. Fotos von ADÜTF-Kadern mit einem grünen Bezirksbürgermeister, wie sie am 22. September in der Europa-Ausgabe der nationalistisch-reaktionären Tageszeitung Türkiye erschienen, können auf dem Weg ins deutsche Establishment nur nützlich sein.