Bis zum Happy-End

Die Reise

Von

Zum Beispiel "Die Reise" von, ich glaube, Peter Watkins: Familien in Leningrad, den USA, auf irgendeiner Südseeinsel und an noch ein paar Orten mehr. Sie erzählen, kaum geschnitten, von ihrem Leben. Schwarzblende. Den einen wird vorgespielt, was die anderen gesagt haben. Sie antworten darauf. Schwarzblende. Ein Gespräch kommt in Gang. So treibt der Film ein paar Mal um die Erdkugel. Immer wenn man gerade aufgehört hat, beunruhigt von der Gemächlichkeit dieser Reise auf dem Kinosessel hin und her zu rutschen, zeigt Watkins Ausschnitte aus US-Fernsehnachrichten: Aufgeregte Kommentare und dreißig Schnitte pro Minute putschen einen völlig unwichtigen Staatsbesuch des kanadischen Premiers zur Topmeldung.

Dieser peacige Film war vor etlichen Jahren auf der Berlinale zu sehen. Er dauerte etwa neun Stunden, und nachdem sie neun Stunden lang unruhig auf dem Kinosessel hin und her gerutscht waren, erhoben sich die wie zufällig im Saal versprengten Mitglieder der Marxistischen Gruppe, um in der allfälligen Diskussion den Film mal zünftig "vom Kopf auf die Füße" usw. usf.

Damals begann ich zu ahnen, daß Dusseligkeit und gute Argumente einander nicht unbedingt ausschließen.

Bov Bjerg ist Bühnen-Humorist und Redakteur bei der Zeitschrift Eulenspiegel