Haiti ohne UNO

Anfang vergangener Woche ging mit dem Abzug der letzten 1 170 Blauhelm-Soldaten aus Haiti die friedenserhaltende Mission der Vereinten Nationen (UN) zu Ende. Im September 1994 waren mehr als 20 000 UN-Soldaten auf der Karibik-Insel gelandet, um einen Putsch gegen den damaligen Präsidenten Jean Bertrand Aristide zu beenden. Momentan allerdings ist das Land ohne Regierungschef, weil sich das Parlament in Port-au-Prince nach den Wahlen vom April dieses Jahres bisher nicht auf einen mehrheitsfähigen Kandidaten hat einigen können. Es gibt Vorwürfe gegen den amtierenden Päsidenten Réne Péval, der Urnengang sei durch "gravierende Unregelmäßigkeiten" gekennzeichnet gewesen. Auf der anderen Seite spricht Préval von wiederholten Attentatsversuchen gegen sich und seinen Vorgänger Aristide. Erst im November war bei einem Anschlag, der den beiden Politikern gegolten haben soll, eine Frau getötet und 14 weitere Menschen verletzt worden. Die Washington Post befürchtet, daß die paramilitärische Miliz "Ton-Tons-Macoutes", die sich in der Tradition des ehemaligen Diktators Jean Claude Duvalier sehen, nur darauf warten, nach dem Abzug der UN wieder zu den Waffen zu greifen.