Auszapft’ is’

Erstmals seit 50 Jahren hat die CSU in Bayerns Landeshauptstadt nichts mehr zu melden. Turnusgemäß wählte die Stadtratsmehrheit aus SPD und Grünen am 10. Dezember den parteilosen Wilfried Blume-Beyerle zum neuen Kreisverwaltungsreferenten. Er löst Hans-Peter Uhl ab, dessen Ruhm vor allem darauf gründet, daß er stets den falschen Leuten das Richtige sagte. "Der Staat trat nur so auf, wie es sich gehört: Der Staat hat keine Angst", verteidigte Uhl nicht den Polizeieinsatz gegen 5 000 Nazis, die am 1. März 1997 durch München marschierten - den gab es nämlich nicht -, sondern den Prügeleinsatz seiner Polizei gegen Demonstranten anläßlich des Weltwirtschaftsgipfels im Sommer 1992. "Die Demokratie braucht die Diskussion verschiedener Meinungen zum Überleben... Die Aberkennung des Grundrechts auf Versammlungsfreiheit steht nur dem Bundesverfassungsgericht zu", gab er dafür knapp fünf Jahre später den Rechtsextremisten mit auf den Weg. Neben inverser Demokratiekunde war ein zweites Hobby Uhls zeit seiner Amtszeit das Anzapfen von allerhand öffentlichen Bierfässern. Als er 1992 Asylsuchende in ein Containerlager auf der Theresienwiese pferchte, wußten die deshalb gleich, daß sie spätestens bis zum Oktoberfest wieder weg sein mußten. Jetzt hat Uhl ausgezapft. "Uhl war das Sprachrohr der Stammtische", kommentierte Grünen-Fraktionschef Peter Benker. "Wir haben ihn jetzt vom Schreibtisch wieder dorthin zurückgeschickt." Vielleicht stellt Uhl seinen Maßkrug bald in einem anderen Büro ab: Er gilt als heißer Kandidat für die Oberbürgermeister-Wahl 1999.