Kritik an Antisemitismus in SPD unerwünscht

Nun ist sie freiwillig gegangen. Mit einem Wechsel zu den Grünen ist die SPD-Kreisrätin Christiane Kolbet aus Adelsdorf bei Erlangen einem Parteiausschluß zuvorgekommen. Kolbets Vergehen: Öffentlich hatte sie örtliche Sozialdemokraten als Antisemiten bezeichnet, die im September 1997 zusammen mit rund 400 weiteren Dorfbewohnern lautstark gegen eine Mahnprozession zum Gedenken an deportierte jüdische Einwohner protestierten. Mit 20 weiteren Menschen war Kolbet damals durch die 7 000 Seelen-Gemeinde zu dem Platz gezogen, wo früher die Synagoge stand. Die Kreisrätin bezeichnet das Auftreten des Adelsdorfer Mobs als "antisemitische Ausschreitungen", auch nach anderen Augenzeugenberichten wurden rassistische und antisemitische Parolen gebrüllt.

Die beschuldigten SPD-Mitglieder wiesen die Vorwürfe zurück. Auch von den 60 Juden aus dem bayrischen Dorf, von denen die Hälfte im Nationalsozialismus umgebracht worden war, will die Gemeinde heute nichts mehr wissen. Den 1953 gestorbenen einstigen NSdAP-Ortsgruppenleiter Wilhelm Koch wollen die Adelsdorfer hingegen nicht vergessen: Nach seinem Tod benannte man eine Straße nach dem SA-Mann. Daß Kreisrätin Kolbet vergangenes Jahr eine Initiative gestartet hatte, um die Straße umzubenennen, hat man der 35jährigen offenbar auch in der SPD nicht verziehen.