Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung

Die nordbosnische Stadt Brcko bleibt vorerst unter internationaler Verwaltung. Das entschied vergangene Woche in New York die dreiköpfige Brcko-Schiedskommission unter Vorsitz des US-Amerikaners Robert Owen. Über den Status der vor Beginn des Bosnien-Krieges zu 70 Prozent von Muslimen und Kroaten bewohnten Grenzstadt an der Save war bei den Daytoner Waffenstillstandsverhandlungen 1995 keine Einigkeit zwischen den Kriegsparteien erzielt worden. Seitdem entfachte die ungeklärte Zugehörigkeit der im Posavina-Korridor gelegenen, strategisch wichtigen Stadt auch unter den Garantiemächten des Dayton-Vertrags immer wieder Auseinandersetzungen. Ejup Ganic, Präsident der muslimisch-kroatischen Föderation, deutete nun gegenüber US-Diplomaten Kompromißbereitschaft an: Über eine direkte Unterstellung Brckos und seiner Gemeindebezirke unter die gesamtbosnische Regierung in Sarajewo - eine "Lösung ohne Gewinner und Verlierer" - könne man verhandeln. Mit einer endgültigen Entscheidung wird im Dezember gerechnet.