Verfassungsschutz beklaut

Man könne sich "in Thüringen nicht mehr sicher fühlen", rief FDP-Landeschef Peter Röhlinger aus und forderte den Rücktritt von Innenminister Richard Dewes. Das Sicherheitsgefühl ist Frage der Perspektive, Tatsache dagegen: Dem Innenministerium sind zwei Computer mit brisanten Daten abhanden gekommen - und zwar schon im November vergangenen Jahres. Der komplette Datenbestand der verdeckt arbeitenden Ermittler des Landesamtes für Verfassungsschutz und die Ergebnisse der Sicherheitsüberprüfung von Regierungsmitgliedern sollen sich auf den Festplatten befunden haben.

Erst fünf Wochen nach dem Diebstahl schaltete das Ministerium die Staatsanwaltschaft ein, ohne sie über den hochgeheimen Inhalt der Festplatten zu informieren. Schließlich ließ sich der Vorgang nicht mehr unter der Decke halten: Vergangene Woche befaßte sich die geheim tagende parlamentarische Kontrollkommission, deren Sitzungsprotrokolle auch auf den Rechnern gespeichert gewesen sein sollen, mit dem Diebstahl. Ministerpräsident Bernhard Vogel hatte seine eigene Interpretation der Geheimniskrämerei der Mitarbeiter des Innenministeriums: Die Daten könnten nicht so bedeutsam sein, "sonst wäre ich vom Innenminister ja viel früher informiert worden".