Fenster, Fußball und Finanzen

Der FC Internationale aus Berlin-Schöneberg versteht sich als alternativer Fußballclub, die erste Mannschaft spielt in der Landesliga, das ist von oben her betrachtet die sechste Spielklasse, und er zahlt seinen Spielern kein Geld. Aber ein wenig muß man die Kicker schon motivieren, denn bei den Konkurrenzvereinen werden die Spieler bezahlt. Also braucht man Geld. Und das erhalten Sportvereine in der Regel durch Sponsoren.

Anlaß also für eine "Grundwertediskussion" auf der Mitgliederversammlung, vorbereitet durch die "Grundwertekommission". Drei Anträge entsprangen diesem Gremium. Einer wollte gar keine richtige Werbung. Auf den Trikots der ersten Mannschaft, die zur Zeit mit dem Aufdruck einer Fenstertechnikfirma aufläuft, sollte politische Werbung stehen, wobei, wie alle sofort versichern, Werbung eigentlich "Werbung" ist, weil wenn man diese "Werbung" Werbung nennen würde, wäre es politische Werbung, und die erlaubt der Berliner Fußballverband nicht. "Politische 'Werbung'", um es jetzt mal ganz korrekt zu formulieren, könnte lauten: "Inter und Ausländer gemeinsam". Das wäre korrekter als "Fenstertechnik Tremmen".

Der zweite wollte ein bißchen Werbung. Genauer: Einen Sponsor, der alles zahlt, aber nicht zu sehen ist. In Frage kämen u.a.: "PDS, BMZ, Ritter-Sport, Reemtsma", aber auch eine "Carl-Duisburg-Gesellschaft", die sich zwar proletarisch anhört, aber eigentlich doch "Duisberg" heißt.

Der dritte Antrag, der am vergangenen Freitag diskutiert wurde (und übrigens auch angenommen wurde), wollte alles Geld akzeptieren, wenn denn die Grundsätze des FC Internationale nicht in Frage gestellt würden: "Gewaltlosigkeit, Völkerverständigung, Toleranz, Gleichberechtigung und die Fähigkeit zu sozialem Ausgleich und sportlicher Fairniss", die zwar eigentlich Fairneß heißt, aber man weiß ja, was gemeint ist.

Was da zwischen Ritter-Sport und Rassismus, zwischen Fenstern und Fairneß debattiert wurde, war der Wunsch des FC Internationale, trotz Landesligamannschaft ein anderer Club zu sein, der dennoch nicht bankrott geht. Der bisherige Vorstand wollte den modernen Weg beschreiten, finanziert von der Fensterfirma. Die Opposition, von hehren Idealen getragen, litt darunter, nicht selbst Vorsitzender, 2. Vorsitzender, Geschäftsführer oder Schatzmeister werden zu wollen, was man wahrscheinlich müßte, um etwas zu ändern. Gerade ein Schatzmeister wollte sich partout nicht finden lassen.

Doch Opposition und Vorstand konnten aufatmen, als der jetzige Sponsor, der Fensterbaufirmainhaber, sich dazu bereit erklärte: "Da hat meine Sekretärin halt mehr zu tun."