Peymann

Das gewaltige Erbe seiner Vorgänger von Brecht bis Müller sei, so der zukünftige künstlerische Direktor des Berliner Ensembles, Claus Peymann, "schreckeneinflößend, aber herausfordernd". Ab August 1999 will Peymann, derzeit Direktor des Wiener Burgtheaters, in dem zu DDR-Zeiten als Brecht-Museum, inzwischen als leicht angestaubt geltenden Haus wieder ein politisches Theater etablieren. Das ist leichter gesagt als getan. Wer schreibt die politischen Gegenwartsstücke, die der linke Theatermacher in Berlin inszenieren will? Peter Handke, dessen "Ritt über den Bodensee" 1971 von Peymann in der Berliner Schaubühne uraufgeführt wurde, oder Botho Strauß, dem er die Uraufführung der "Hypochonder" 1973 besorgte?

Peymann, der, nach einem kurzen Intermezzo an der Schaubühne, zwischen 1974 und 1979 Schauspieldirektor in Stuttgart war, übernahm 1979 die Leitung des Bochumer Schauspielhauses. Seine Karriere am Württembergischen Staatstheater endete, als Peymann sein gesellschaftliches Engagement nicht mehr allein auf die Bühne beschränken wollte und demonstrativ für die zahnärztliche Behandlung von RAF-Häftlingen Geld spendete. Auch in Wien machte er sich im Handumdrehen unbeliebt, als er die Frist für die Unkündbarkeit von Schauspielern im Ensemble auf 18, anstelle von zehn Jahren, anhob, die Ehrenkarten strich und statt dessen ein Jugendabo einrichtete.