Japans Rettungsplan für marode Banken

Land der Tausend Blüten

"Das japanische Bankensystem steht vor dem Abgrund", hat die FAZ vor kurzem gewarnt. Jetzt soll die Rettung kommen. Knapp eine Woche vor den Oberhaus-Wahlen gab die japanische Regierung die Details des Sanierungsplans für die Banken des Landes bekannt.

Die erst kürzlich eigens für diese Rettungsaktion eingerichtete Financial Supervisory Agency (FSA) soll die Banken auf ihre Liquidität überprüfen. Wenn diese neue Überwachungsbehörde eine Bank für bankrott erklärt, wird sie unter staatliche Kontrolle gestellt. Die FSA wird dann versuchen, einen Käufer oder Fusionierungspartner für das Finanzinstitut zu finden. Gelingt dies nicht, führt eine staatliche Überbrückungsbank die Geschäfte weiter, wobei sie die faulen Kredite veräußert, die Darlehen an solvente Schuldner jedoch aufrechterhält. So sollen die Banken am Leben erhalten und eine Kreditverknappung vermieden werden, die die Wirtschaft weiter abwürgen würde.

30 Billionen Yen, rund 400 Milliarden Mark, hat die Regierung schon bereitgestellt, um die Geldinstitute zu stützen. Mindestens 15 Billionen Yen sollen demnächst hinzukommen. Ein Teil der Summe soll die Einlagen sichern, um zu verhindern, daß die Sparer panikartig ihre Konten leeren. Mit den verbleibenden 17 Billionen Yen werden die Kreditinstitute entschuldet.

Faule Kredite in der Höhe von 77 Billionen Yen, rund einer Billion Mark, schieben die Geldinstitute nach offiziellen Angaben vor sich her. Die 19 führenden Banken Japans haben zwar im letzten Geschäftsjahr Kredite in Höhe von 10 Billionen Yen (130 Milliarden Mark) abgeschrieben - mehr als in den fünf Jahren zuvor. Gleichzeitig sind durch die südostasiatische Währungskrise und fallende Immobilienpreise wieder neue ungedeckte Kredite hinzugekommen - eine Ende ist nicht in Sicht.

Viele Sparer haben daher kein Vertrauen mehr in die Banken. Sie legen ihr Geld lieber im Ausland an oder bewahren es zu Hause auf, zumal die Zinsen gegen Null tendieren. Das wiederum vertieft die Wirtschaftsflaute. Ein klassischer Teufelskreis.

Spätestens seit der Immobilienkrise Ende der achtziger Jahre war bekannt, daß Japans Banken einen großen Teil ihres verliehenen Geldes nicht mehr zurückbekommen würden. Warum wurde ein derartiges Sanierungsprogramm nicht schon früher durchgeführt? Vermutlich hatten die Regierungen gehofft, durch die keynesianischen Konjunkturprogramme die Wirtschaft wieder so in Fahrt zu bringen, daß die Finanzinstitute das Problem aus eigener Kraft bewältigen können. Erst jetzt, da die Rezession bereits eingesetzt hat, versucht die Regierung, die Notbremse zu ziehen.

Zu spät, wie viele Anleger glauben. Nach der Bekanntgabe des Sanierungsplans fiel der Kurs des Yen gegenüber dem Dollar weiter. Kaum jemand traut der politischen Elite des Landes noch zu, daß sie der angeschlagenen Wirtschaft wieder auf die Beine helfen kann .

Um die Bankensanierung zu finanzieren, muß die japanische Regierung in nächster Zeit Yen-Staatsanleihen in großem Umfang ausgeben, was zunächst einen Anstieg der Yen-Zinsen und eine Aufwertung der Währung bewirken könnte. Andererseits wird zum Jahresende der rund 16 Billionen Mark umfassende Markt für treuhänderisch verwaltetes Kapital dereguliert. Diese Vermögen, die rund 40 Prozent aller globalen Ersparnisse ausmachen, können dann auch im Ausland angelegt werden.

Ein Abfließen von Beträgen in dieser Größenordnung könnte einen erneuten tiefen Fall des Yen - und des gesamten Landes - auslösen.