Wolfgang Bortliks "Wurst und Spiele"

Lost im Imbiß

Der Roman beginnt mit einer Warnung: "Don't be afraid of the dark", und mit der Dunkelheit ist die Vorhölle einer Schweizer Kleinstadt bezeichnet: Langenburg in den Siebzigern, der Sportplatz des Fußballclubs und seine vielbesuchte trostlose Sportplatzgaststätte. Hier treffen wir Horak, den Antihelden. Ein Anti, denn er hält sich für schlau und die Welt für schlecht. Ein Held, weil er ein gnadenloser Optimist geblieben ist. Er gibt sich schnell als Karl Marx-Leser mit Haschischerfahrung zu erkennen.

In der Sportgaststätte des geldgierigen Theo Kummer malocht er nur, um Freundin Ev zu vertreten, die ein paar Tage verreist ist. Sonst ist sie das Aschenputtel und er der Prinz.Der Gaststättenbesitzer will nun den Antihelden Horak dazu überreden, eine Wurstbude zu ühernehmen. Horak ist über den Vorschlag nicht gerade begeistert, denkt aber darüber nach, ob er in der Wurstbude mit seiner Freundin Ev vögeln könne. Während sich Horak Gedanken über die Zukunft macht, amüsiert sich die Freundin mit einem anderen Mann.

"Wurst und Spiele" ist ein Selbsterfahrungsbericht. Autor Bartlik, muß die wüsten Ereignisse aus der Provinz selbst erlebt haben. Die fabelhaften Anekdoten werden reporterhaft erzählt. Der seichte Ton des Lokalreporters wird allerdings immer wieder durch Horaks / Bortliks Reflexionswut unterbrochen. Der Autor will über den inneren Monolog der Hauptfigur die Leserschaft belehren, obwohl dies gar nicht nötig wäre, denn die Schilderung der Gaststättenverhältnisse allein, dieser Mikrokosmos als Makrokosmos, ist eine anschaulichere Kritik der Verhältnisse als der pseudotheoretische Nachklapp, der penetrant die gute Absicht verrät.

Wolfgang Bortliks Erstling kommt grobschlächtig daher. Da jagt eine Alliteration die andere, das Literaturproletariat verlangt eine drastische Wortwahl. Aber die Sprache des Proleten ist nicht so cool, wie sich Bortlik das vorstellt: "Ratlos stand Horak im Schatten des Stadions und gaffte zur Kummerklause hinüber. Die Worte Ol' Man Theos trieben durch seine Hirnsuppe." So beginnt das 26. Kapitel, und auch das letzte endet nicht versöhnlich. Der Kampf gegen die Würstchenbudenbesitzer und gegen untreue Frauen ist zwar verloren, wahrscheinlich aber noch nicht beendet.

Wolfgang Bortlik: Wurst und Spiele. Nautilus, Hamburg 1998, 224 S., DM 36