Geplanter Massenmord in Ruanda

Der Massenmord von 1994 in Ruanda hätte verhindert werden können. Zu diesem Schluß kam am vergangenen Mittwoch eine Untersuchungskomission von Human Rights Watch, die die Rolle der USA, Belgiens, Frankreichs und des UN-Sicherheitsrats in dieser Zeit scharf kritisiert. Fünf Jahre nach dem Massenmord von Hutu-Milizen an mehreren Hunderttausend Menschen - in der Mehrzahl Tutsi, aber auch viele oppositionelle Hutu wurden getötet - hält der in Nairobi vorgelegte Bericht fest, daß das Abschlachten kein spontaner Ausbruch von sogenannten ethnischen Konflikten war, wie oft behauptet wurde.

Eine kleine Hutu-Elite habe das Massaker minutiös schon Monate zuvor geplant. Die Studie zählt zahlreiche geheime Treffen mit ruandischen Regierungsstellen auf, in denen Todeslisten erstellt, die Beseitigung der Leichen organisiert und die Besitztümer der Opfer aufgeteilt wurden. Bisher unveröffentlichte ruandische Regierungsakten und diplomatische Depeschen machen deutlich, daß weder die Uno noch westliche Regierungen - trotz vieler Warnungen - auf die dramatischen Entwicklungen in Ruanda reagierten. So konnte sich das Hutu-Regime weiterhin als legitimierte Regierung behaupten und dem Morden einen legalen Anstrich verleihen. "Die USA wollten vor allem Geld sparen, die Belgier als ehemalige Kolonialmacht ihr Gesicht wahren und die Franzosen die Hutu-Regierung als Verbündete behalten", so lautet die knappe Bilanz von Des Forges, einer Verfasserin des Berichts.