Pro Porno, contra Stalin und Stasi

In der DDR saß er wegen "staatsfeindlicher Hetze" in der Isolationshaft. In der Bundesrepublik, von der er 1976 freigekauft wurde, machte Siegmar Faust Schlagzeilen, als er sich 1994 für eine ehemalige SS-Aufseherin des Konzentrationslagers Ravensbrück einsetzte, die dank seiner Hilfe als Landesbeauftragter für die Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR mehrere Zehntausend Mark Haftentschädigung erhielt - und Faust seine tatkräftige Unterstützung mit einer Zahlung von 7 000 Mark dankte, die zurückzuzahlen er nur widerwillig bereit war. In Berlin mußte der heute 54jährige daraufhin seine Stelle als Stasi-Beauftragter räumen, wegen "unglücklicher Umstände" und "seiner Unterstützung für eine vom Stalinismus verfolgte Frau", wie die FAZ die SS-Aufseherin zu benennen wußte. Solchermaßen qualifiziert, übernahm Siegmar Faust im Mai 1996 den Posten des sächsischen Stasi-Beauftragten, den er jetzt ebenfalls räumen muß. Faust, so begründete die CDU-Fraktion im sächsischen Landtag ihren Abwahlantrag, habe seinen Dienstcomputer mißbräuchlich genutzt, weil er sich aus dem Internet pornographische Darstellungen auf den Bildschirm geholt hat. Die Darstellung sexueller Handlungen im Internet zu nutzen, so lernen wir daraus, ist eben doch verwerflicher, als die Aufseherin eines Konzentrationslagers zu protegieren.