Stimmen der Völker

Bei dem in Polit-Kreisen recht beliebten Brettspiel "Junta" gibt es viele Ereigniskarten. Alle haben Auswirkungen auf den Verlauf des Spiels, nur eine nicht: "Studenten verteilen Flugblätter gegen Unterdrückung - keine Auswirkungen." Jenseits des Spielbretts sieht es allerdings anders aus: Am 24. März wurden in London drei Anhänger der kommunistischen türkischen DHKC (Volksbefreiungsfront) von rund 20 PKK-Sympathisanten angegriffen und schwer verletzt. Ein Mann liegt seitdem mit schweren Kopfverletzungen in einem Londoner Krankenhaus. Nach Angaben des DHKC- Informationsbüros in Brüssel hatten die Volksbefreier versucht, in einem als PKK-Treffpunkt bekannten Café Flugblätter zu verteilen, in denen Aktionen einer "Kurdischen Rachebrigade" verurteilt wurden. Eine Organisation mit diesen Namen hatte sich zuvor zu Bombenanschlägen auf Basare und Kaufhäuser in mehreren türkischen Städten bekannt, bei denen zahlreiche Menschen starben oder verletzt wurden. In dem Bekennerschreiben wurde dies als Rache für die Verhaftung von PKK-Chef Abdullah Öcalan bezeichnet.

Die DHKC verurteilte nun in ihren Flugblättern das Bombenlegen auf öffentlichen Plätzen als Ausdruck von blindem Nationalismus. Obwohl weder die PKK noch die PKK-nahe ERNK erwähnt wurden, reagierten deren Sympathisanten mit Gewalt. Den Kommunisten wurde ihr Propagandamaterial mit den Worten: "Das könnt ihr hier nicht verteilen. Das wird beschlagnahmt" aus den Händen gerissen, anschließend gab's Tritte, Schläge und Stockhiebe - im Namen der ERNK, wie die Angreifer schrien. Während verschiedene linke Organisationen nach der Tat den Angriff verurteilte, erklärte die ERNK, sie habe nur den Willen des kurdischen Volkes vollstreckt: "Wir haben uns nicht zu dem Angriff der Kurdischen Rachebrigaden bekannt, aber unser Volk hat sich dazu bekannt, und unser Volk will nicht, daß ihr ein solches Flugblatt verteilt."