Der DFB ist doof

Fußball-Elend

Es macht einfach keinen Spaß mehr. Das Gurken-Gekicke in der zweiten Halbzeit im Spiel gegen Finnland nicht, die Zankerei der Trainingsbevollmächtigten nicht und das Machtwort vom DFB-Präsidenten Egidius Braun erst recht nicht.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zu hassen ist sehr öde geworden. Es macht keinen Spaß mehr, vor dem Fernseher zu sitzen und auf finnische Ausgleichstreffer zu warten oder auf das unweigerlich irgendwann eintretende deutsche Krampfgekicke. Und selbst die Kommentare der Akteure nach dem Spiel sind langweilig geworden, seit man nicht mehr in völliger Realitätsverkennung eigensinnig darauf beharrt, sehr gut oder doch zumindest sehr ordentlich gespielt zu haben, zumal gegen einen derart hochklassigen Gegner. Interviewer, die spielerische Mängel erkannt zu haben glauben, werden nicht mehr angepampt, vereinzelt gibt man ihnen sogar recht oder kommt ihnen ganz einfach zuvor, indem man zugibt, nicht wirklich gut gespielt zu haben.

Denn die deutsche Nationalmannschaft ist zweitklassig geworden und alle haben sich daran gewöhnt - selbst die Nicht-Qualifizierung für die Europameisterschaft im nächsten Jahr würde niemanden weiter überraschen.

Wahrscheinlich würde der DFB in diesem Fall nicht mal Ribbeck und Stielicke entlassen, die Bild sogar auf Ted-Umfragen verzichten und die deutschen Fans sich halt eine andere Mannschaft zum Anfeuern suchen.

Und kein einziger Sportjournalist würde auf die Idee kommen, in großen Kommentaren und sorgfältigen Analysen Gründe für das fußballerische Desaster zu suchen. Denn die Jungs können einfach nicht besonders gut kicken, und fertig - mehr ist zu dem Thema schon seit langem nicht mehr zu sagen.

In einer solch tristen Situation hat man als deutscher National-Mannschafts-Hasser nur noch eine Aufgabe: Den Kickern die Daumen zu drücken. Dafür, daß sie plötzlich ihre Fähigkeit entdecken, gute Pässe zu schlagen, Traumkombinationen zu spielen, wunderbare Freistoßtricks anzuwenden, und so alle ihre Spiele sicher gewinnen. Denn dann dürfen sie zur EM fahren und vielleicht wird dann auch wieder alles wie früher. Großkotzig werden dann die "Deutschland ist Europameister 2000"-T-Shirts gedruckt werden, in den Zeitungen vor dem Spiel lange Artikel erscheinen, warum die deutsche Elf unschlagbar ist, Franz Beckenbauer wird vom Konzert der Großen sprechen, in dem die BRD-Elf völlig zu Recht den Ton angibt und darüber, daß man endlich darüber nachdenken müsse, daß kleine Länder bei einem solchen Ereignis eigentlich nichts zu suchen haben, und besoffene deutsche Fans werden sich in Belgien und den Niederlanden schon vor dem EM-Anpfiff mit ihrer beispiellosen Arroganz sehr unbeliebt machen.

Und dann wird man Fußballspiele der deutschen Nationalmannschaft wieder wirklich genießen können. Denn dann werden die Jungs wieder den größtmöglichen Unsinn spielen und einander hassen, aus dem Teamquartier werden unglaubliche Skandale berichtet werden und die beiden Trainer werden sich, wahrscheinlich noch vor dem zweiten Gruppenspiel, gegenseitig ohrfeigen, Spieler werden nach Hause geschickt werden und Journalisten Hausverbot erhalten und die deutsche Mannschaft wird schon in der Vorrunde rausfliegen. Wahrscheinlich nach einer 9:1-Niederlage gegen den späteren Europameister Norwegen.