Klasse Justiz II

Langsam, aber um so knirschender mahlen die Mühlen der italienischen Justiz auch im Fall Ustica. Am 27. Juni 1980 war ein DC 9-Passagierflugzeug nahe der Insel bei Sizilien ins Meer gestürzt, 81 Menschen kamen dabei ums Leben. Sie waren nicht die letzten: Bis zu 15 mögliche Zeugen des Geschehens - Piloten, diensthabende Offiziere in Radarstationen u.a. - sollen unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen sein. Die Aufzeichnungen aus Radarstationen, die das merkwürdige Treiben über Ustica dokumentierten, verschwanden. Rund 20 Nato-Militärmaschinen waren über dem Absturzgebiet herumgeschwirrt und hatten sich vermutlich einen Luftkampf mit libyschen MIGs geliefert, den die DC 9 mitsamt Insassen nicht überlebte.

Nun hat der Untersuchungsrichter Rosario Priore Anklage gegen vier italienische Ex-Generäle und fünf Geheimdienstler erhoben - viermal wegen Hochverrats und Anschlags auf die Verfassungsorgane, fünfmal wegen falscher Zeugenaussagen. Zweifelhaft ist nur, was dabei herauskommt. Die übergeordnete politische Ebene inklusive der Nato-Strukturen dürfte unangetastet bleiben.