Burschenschaftskommers in Innsbruck

Verfolgte Verfolger

Dass die EU ihre Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) ausgerechnet in Wien etabliert hat, provoziert die heimischen Normalverfolger. Das Zentralorgan des österreichischen Ressentiments, die Neue Kronen Zeitung, schäumte letzte Woche zur Eröffnung: »45 Jahre nachdem Österreich durch den Staatsvertrag seine Freiheit erlangt hat, wird heute in der Hofburg wieder ein internationaler Kontrollrat zur Überwachung dieses Österreich installiert.« Die Krone ängstigt sich zu Recht, wurde ihr doch schon 1997 von einem Gericht »Ausländerhetze« attestiert. Neben dem rassistischen Boulevard wollen sich auch die völkischen Eliten bei ihrem Kampf gegen »Überfremdung« nicht beobachten lassen. So werden sich deutschnationale Studentenverbindungen am 12. und 13. Mai in Innsbruck gegen diese Herausforderung zusammenfinden. Das burschenschaftliche FPÖóVorfeld schrieb in einem ersten Aufruf zum »Jahrtausendkommers»: »Als Gegenkonzept gegen das ursprünglich geplante 'Europa der Nationen' wird ein als 'multikulturell' ausgegebenes Einwanderungskonzept vertreten, welches zu einer kulturellen und ethnischen Mischgesellschaft und damit zu einer allgemeinen Harmonie führen soll. Gegenpositionen werden gesellschaftlich geächtet, ausgegrenzt und in einigen europäischen Ländern durch eigens dafür geschaffene 'AntidiskriminierungsóGesetze' sogar kriminalisiert. (...) Verwiesen sei hier nur auf die in Wien tätige, europäische 'Beobachtungsstelle für Rassismus und Xenophobie'.« (Zur Zeit, 31/99) Zunächst hätte das völkische Treffen am 11. März stattfinden sollen. Die unmittelbare Nähe zum Jahrestag des »Anschlusses« Österreichs ans Deutsche Reich ó in diesem Milieu bis heute als »Wiedervereinigung« gefeiert ó schien den Recken dann aber doch zu gewagt. Auch von einem »Kommers« war nun keine Rede mehr, wären damit doch Erinnerungen an den umstrittenen »GesamtóTiroler Freiheitskommers« von 1994 geweckt geworden. Schließlich distanzierten sich die Schmissgermanen sogar noch von ihrem eigenen Aufruf. Zu spät: Die Universität Innsbruck weigerte sich, Räumlichkeiten für das nun »Festakademie Europa 2000« genannte Stelldichein deutscher und »deutscher« Burschenschafter zur Verfügung zu stellen. Nur dank der Unterstützung des Innsbrucker ÖVPóBürgermeisters, der selbst an der Veranstaltung teilnehmen wird, konnte schließlich ein Ersatzort gefunden werden. Nun werden die nationalófreiheitlichen Kader u.a. dem deutschen Rechtsextremisten Alfred Mechtersheimer und dem AntióAntifaóExperten HansóHelmuth Knütter im Stadtsaal lauschen. Im Kongresshaus soll dann »das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturkreise im zukünftigen Europa« diskutiert werden.