Internationale Reaktionen auf Farmbesetzungen in Zimbabwe

Wunderbare weiße Welt

Wenn die westliche Welt Flüchtlingen politisches Asyl gewährt, muss schon etwas Gravierendes geschehen sein. Geschieht dies auch noch freiwillig und handelt es sich bei den Umworbenen um Afrikaner, so versteht man die Welt nicht mehr.

Noch doller wird es, wenn ausgewiesene Rassisten wie der australische Premierminister John Howard sogar Menschen aufnehmen wollen, die gar keinen Asylantrag gestellt haben. Sein britischer Kollege Tony Blair macht es ihm gleich und betont zur Zeit bei jeder Gelegenheit, »unsere edle Tradition, Asyl anzubieten«. Downing Street No. 10 - what a wonderful world.

Was ist nur geschehen, wenn sich die alte und die neue Mitte einig sind und ihre militärisch gesicherten Grenzen plötzlich öffnen wollen? Es geht um zwei Farmer. Zwei tote Farmer. Zwei weiße tote Farmer. Zwar sind bei den Auseinandersetzungen der vergangenen Wochen zwischen schwarzen Landbesetzern und weißen Landbesitzern in Zimbabwe noch mindestens vier weitere Menschen getötet worden. Da die aber schwarz waren, interessiert sich kaum jemand für sie.

Außer denen, die es betrifft. Und das sind nicht nur die 99 von 100 Zimbabwern, die schwarz sind und nur 30 bis 35 Prozent des Landes für ihren eigenen Nutzen bewirtschaften können. Auch die Nachbarstaaten sind besorgt, da die Verteilung von Land im gesamten südlichen Afrika ähnlich geregelt ist wie in Zimbabwe. Dennoch stärken sie Zimbabwes autoritärem Präsident Robert Mugabe, einem fanatischen Schwulen-Hasser, den man nicht mögen muss, den Rücken.

Gewiss, im Mai wird in Zimbabwe gewählt, und Mugabe versucht, die Farmbesetzungen politisch so gut es geht für den Wahlkampf zu instrumentalisieren. Klar ist auch, dass die innenpolitische Konfrontation gegen die Weißen als ideeller Ausgleich für die knapper werdenden ökonomischen Ressourcen dienen soll. Seit Zimbabwe im Kongo-Krieg mitmischt, und das sind mittlerweile fast zwei Jahre, geht es der Bevölkerung nicht gerade besser.

Dennoch ist es viel zu einfach, diesen militanten Streit um die Landfrage als Wahlkampf-Manöver Mugabes abzutun. Seit vor 20 Jahren das Apartheidsregime Rhodesiens unter Ian Smith nach einem langen Bürgerkrieg von der Republik Zimbabwe abgelöst wurde, hat sich zwar politisch einiges geändert, die Besitzverhältnisse aber wurden nicht oder nur wenig angetastet. Als 1980 Robert Mugabe an die Macht kam, befürchtete er im Fall von ökonomischen Umverteilungen eine militärische Invasion Südafrikas.

Etwas mehr als zehn Jahre später wurde in Südafrika das Apartheidsregime gestürzt, kurz vorher war auch Namibia unabhängig geworden. Doch auch in diesen beiden Ländern setzte man auf »Versöhnung« und beseitigte die eklatanten Unterschiede beim Grundbesitz nicht. Aktueller Ausdruck davon ist einerseits die Begeisterung in Johannesburg und Windhuk für die Farmbesetzungen in Zimbabwe, zum anderen die Solidarität, die Mugabe bei einem Krisengipfel am letzten Wochenende von den Präsidenten Mosambiks, Namibias und Südafrikas zuteil wurde.

Gemeinsam forderten sie die frühere Kolonialmacht Großbritannien auf, Gelder für eine Umsiedlung der weißen Farmer, von denen viele neben der zimbabwischen auch die britische Staatsbürgerschaft besitzen, bereitzustellen. Das aber will Tony Blair nicht: Allenfalls werde es finanzielle Zuschüsse für eine Landreform geben, den größten Teil der Entschädigungen für die weißen Farmer müssten aber die neuen Besitzer oder der Staat tragen.

Blair hat Recht: Wer seinen eigenen Staatsbürgern schon politisches Asyl anbietet, sollte auch darauf achten, dass sie nicht mit leeren Taschen nach Hause kommen.