UMTS-Auktion in Italien

Flop des Jahres

Die »Versteigerung des Jahrhunderts« sollte es sein, der endgültige Beweis, dass die New Economy die Wirtschaft wieder in Schwung und Geld in die leeren Staatskassen bringt. Von fünf Lizenzen für das neue Supernetz UMTS in Italien, Europas größtem Mobiltelefonmarkt, versprach sich die Regierung in Rom zusätzliche Einnahmen in Höhe von 25 bis 30 Milliarden Euro. 50 Milliarden Euro waren bereits in Deutschland erzielt worden, 37 Milliarden in Großbritannien. Sechs Konkurrenten wurden für die komplizierte Auktion zugelassen, die am vergangenen Donnerstag begann.

Aber schon am zweiten Tag der Versteigerung gab es lange Gesichter, als sich einer der Bieter, das Telekom-Unternehmen Blu, zurückzog. Der Ministerrat musste nach einer langen Sitzung zugeben, dass die Versteigerung trotzdem gültig sei, und sich mit den von den anderen Konkurrenten (Tim, Omnitel, Wind, Andala, Ipse) gebotenen 13,5 Milliarden Euro begnügen. Blu soll nun zur Strafe für den Rückzug die zwei Milliarden Euro Kaution, die vor der Auktion hinterlegt werden mussten, nicht zurückerhalten. Der Beschluss hat zwar vermutlich vor Gericht keine Chance. Die Regierung könnte aber damit vom Vorwurf des »Dilettantismus« ablenken, der jetzt allerseits erhoben wird.

Das Blu-Konsortium verzichtete wegen eines Konfliktes zwischen seinen Aktionären: Die British Telecom (20 Prozent) wollte ihre Quote nicht erhöhen, wie es der Mehrheitsaktionär Benetton (41 Prozent) gefordert hatte. Aber von diesem Problem hatte Blu die Regierung bereits einige Tage vor der Versteigerung schriftlich unterrichtet. Warum wurde die Auktion dennoch wie geplant durchgeführt?

Vermutlich, weil die Regierung die zehn Milliarden Euro an Kaution dringend benötigte, die sie schon im Haushalt verplant hatte. Bei einer neuen Versteigerung wäre der Gewinn zwar höher ausgefallen. Er hätte sich aber erst viel später eingestellt.

Die Regierung äußert nun den Verdacht, es habe sich um ein abgekartetes Spiel zwischen den Konkurrenten gehandelt. Schließlich ist kein Markt und keine New Economy so frei, als dass sie auf solchen Korpsgeist verzichten würde. Sofort nach der Auktion schnellten die Aktienkurse der fünf Gesellschaften in die Höhe. Und plötzlich ereiferten sich selbst Regierungsvertreter über die »übermäßige Begeisterung für die New Economy«.

Ähnliche Pleiten in Holland und Spanien lassen vermuten, dass die Telefon-Euphorie zu Ende geht. Die Ratingagentur Moody's warnt in ihrem letzten Bericht Investitoren und Banken vor der gewaltigen Verschuldung aller europäischen Telefongesellschaften, der keine realistischen Gewinnchancen mehr entsprächen.

Über einen anderen Aspekt wird bislang kaum geredet: Es geht nicht nur ums Geld. Für das neue Supernetz müssen allein in Italien weitere 40 000 Antennen aufgestellt werden. Angesichts der zahlreichen Informationen über die damit verbundenen Gesundheitsrisiken gelingt es Gemeinden und Bürgerinitiativen immer häufiger, die Errichtung neuer Antennen zu verhindern. Was die Gewinnaussichten ebenfalls nicht unbedingt fördert.