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Hamburg, Rote Flora, Samstagabend, zehn Uhr. Eine Menschenschlange windet sich über viele hundert Meter den Bürgersteig entlang, Mädchen klettern über Zäune, Jungs springen mit dem Fallschirm ab, im Umkreis von drei Kilometern gibt es keinen Parkplatz mehr. Die Security muss sich breit angelegter Angriffe von enttäuschten Feierwilligen erwehren. Das ist draußen.

Drinnen werden Mädchen ohnmächtig, es ist zu voll, sich eine Zigarette anzuzünden, denn man kommt nicht an seine Hosentasche, um das Feuerzeug herauszuholen, das Kondenswasser läuft die Brillengläser herunter.

Zehn Stunden später. Ein DJ stolpert sturzbetrunken dem Ausgang entgegen und versucht, seine Plattentasche festzuhalten: »Ich geh dann mal.« Der andere DJ versucht, mit einem Schlauch den Kachelboden des Männerklos sauber zu spritzen. Andere sortieren leere Flaschen in den einen Kasten, volle Flaschen in den anderen, kratzen sich am Kopf: »Müssen wir das eigentlich noch irgendwo hinräumen?« Noch andere fegen mit riesigen Besen den Boden: Kronkorken, Flaschen, Kippen, Zeitungen, Flugblätter, Plakate, Pullover, Autoreifen, Kaffeetassen, Waschmaschinen. Die Mülltüten türmen sich neben dem Ausgang, kein Altglascontainer in der Nähe.

Dazwischen: Tocotronic spielen und alle Welt freut sich, es wird über die Anti-Nationalismus-Frage diskutiert und herumgefragt, ob noch jemand Blättchen hat. Roots Command spielen und man unterhält sich über strukturelle Unterschiede zwischen der Hamburger und der Berliner Szene, ob man studentisches Neohippietum eigentlich begrüßen sollte oder nicht. Man steht an der frischen Luft, und alles ist schön. Man wundert und freut sich, dass alles so gut funktioniert und glatt abläuft. Und außerdem: alles selbst verwaltet hier, so wie zu Hause.

Was für ein schönes Fest. Ohne Werner wären wir nicht drauf gekommen, und organisieren können hätten wir es erst recht nicht. Und ohne all die vielen Helfer wäre es nichts geworden: So viel Idealismus, gepaart mit einer grundsympathischen Auch-das-noch-Haltung.