»Big Brother« als Print

Kerstin labert

Begleithefte zu Fernsehserien zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie ausführlich die beteiligten Stars featuren. Wie, ist eigentlich egal. Ob sie z.B. die aktuelle Wintermode präsentieren, im Zoo Elefantenbabys streicheln, vor Drogen warnen oder Gymnastik-Tipps geben - Hauptsache, es entstehen schöne Fotos.

Im Fall des offiziellen »Big Brother«-Heftes ist das schon schwieriger, schließlich sitzen die meisten Stars noch im Container. Immerhin befindet sich »BB« jedoch schon in der zweiten Runde, deswegen darf sich im Fanheft Kerstin, eine Kandidatin der ersten Staffel, journalistisch betätigen. Kerstin ist zwar nicht besonders beliebt, und die große Karriere konnte sie daher auch nicht starten, aber so ist sie wenigstens beschäftigt, mag man sich bei Big Brother gedacht haben.

In ihrer Kolumne beschäftigt sich Kerstin ausgiebig mit den neuen Bewohnern: »Ich muss gestehen, am Anfang fand ich Steffi sehr sympathisch, habe sogar Ähnlichkeiten zwischen uns vermutet. Hielt sie für intelligent, redegewandt, aufgeschlossen und aufmerksam«, schreibt die Frau, für deren Redegewandtheit genervte Tagebuchschreiber im »BB«-Chat der ersten Staffel eine eigene Abkürzung erfunden hatten: »KLW« (Kerstin labert wieder). Dann folgen das Steffi-Bashing, bei dem es eigentlich eher um Kerstin und ihre eigenen Containererfahrungen geht, und gute Ratschläge: »Verleugne dich nicht und fang an, uns auch deine schönen Seiten zu zeigen.«

Mit einer Negativfigur wie Schwester S. verkauft man jedoch wohl kaum Hefte, deswegen liegt der Schwerpunkt der Berichterstattung auf den nicht rausgevoteten Bewohnern. Mit recycelten Fernsehbildern: In der »Fotostory« etwa werden bereits gesendete Episoden wie z.B. die Wochenaufgabe noch einmal mit Zwischentexten und Sprechblasen aufbereitet, im »Tagebuch«, das allerdings nur mit wenigen Bildern versehen ist, kann man die abgelaufene Woche noch einmal nachlesen.

Immerhin gibt es auch bisher noch nicht gezeigte Fotos, eine Familie öffnet immer ihr privates Album, und dann kann man den kleinen Walter im Strandbad oder beim Bildermalen betrachten.

Zu jeder ordentlichen Zeitschrift gehört natürlich ein Horoskop. Ausführlich beschäftigt man sich in der Rubrik »Big Stars« mit den Aussichten für die Bewohner - eine ziemlich einfache Aufgabe, die jeder, der auch nur einige Folgen der Show gesehen hat, mühelos bewältigen kann. Nach Christians freiwilligem Auszug lautete das sterndeuterische Fazit z.B. »Der lonesome Cowboy ist wieder unter echten Freunden«. Seitenfüllend ist das jedoch auch nur bedingt, deswegen lässt man die Leser zu Wort kommen und die Serie loben (»ðBBÐ ist eine wahnsinnige Bereicherung für die Fernsehlandschaft und psychologisch wertvoll«) bzw. selbst aktiv werden. Im »Ratekrimi« sollen sie herausfinden, welcher Bewohner wem das Wasser vergiftet hat, was gar nicht so einfach ist, denn beim Krimischreiber handelt es sich um jemanden mit unerwiderter Liebe zu verschwurbelten Sätzen.

Ist aber wahrscheinlich den Lesern auch egal, Hauptsache, es sind genügend sexy Fotos von sexy Walter drin.