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Wir haben schon immer gewusst, warum Leserbriefe keinen Sinn machen. Viele Verfasser scheinen selbst nicht so genau zu wissen, was sie eigentlich sagen wollen. Um die Absichten genauer zu ergründen, müsste, wie in anderen Zeitungen auch, ein Redakteur die Rubrik betreuen. Soviel Kapazitäten haben wir aber nicht. Also verzichten wir lieber gleich auf diese Form.

Nur zweimal sind wir von dieser goldenen Regel abgewichen. Einmal wussten die Verfasser nämlich genau, was sie sagen wollten. Das gefiel uns gut. Und dann gab es noch den Fall eines »Kreisvorstandsmitgliedes des PDS Kreisverbandes Löbau-Zittau«, das wir in einer Home-Story (Jungle World, Nr. 22/00) ausnahmsweise zitierten. Der Brief kommentierte einen kritischen Bericht über ein Treffen von PDS-Genossen mit einem Ex-NPD-Kader, der zuvor in unserer Zeitung erschienen war.

Viel Neues war dem Schreiben nicht zu entnehmen. Wir hätten es trotzdem besser wissen müssen. Kaum weicht man einmal von der klugen Regel ab, hat man den Salat. Nachdem die Ausgabe erschienen war, setzte es eine Beschwerde beim Deutschen Presserat. Die Zitate seien sinnentstellend verwendet worden, hieß es da. Das entspricht zwar nicht ganz der Wahrheit, der Rat missbilligte dennoch die Veröffentlichung von Teilen des Briefes. Denn nach den Regeln der journalistischen Sorgfaltspflicht sollten Leserbriefe entweder ganz abgedruckt werden - oder gar nicht. Wo er Recht hat, hat er Recht, der Presserat. Deshalb halten wir uns in Zukunft wieder konsequent an unsere goldene Regel.