Britischer Kriegseinsatz

Begrenzte Popularität

Die europäische Unterstützung für den amerikanischen Militäreinsatz wird zur Zeit hauptsächlich von Großbritannien übernommen. Eine Teilnahme britischer Truppen und Spezialeinheiten an späteren Bodeneinsätzen ist so gut wie sicher. In der letzten Woche reiste Premierminister Anthony Blair zum dritten Mal als propagandistischer Botschafter durch den Nahen und Mittleren Osten, um Unterstützung für die Schläge gegen Afghanistan zu sammeln.

Seine letzte Reise, auf der er unter anderem mit dem ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak zusammentraf, nutzte er auch, um die Angst vor einer eventuellen Ausweitungen des Krieges zu zerstreuen. In der Frage eines Angriffs auf den Irak zeichnen sich nun Unstimmigkeiten in der Allianz zwischen den USA und ihrem engsten Verbündeten ab.

Während George W. Bush droht, den Lieblingsfeind Irak in den Krieg einzubeziehen, folgt Großbritannien einer sehr viel engeren Definition seiner Kriegsziele. Es würden keine Schritte gegen Bagdad unternommen, solange keine Beweise für eine Verbindung mit dem al-Qaida Netzwerk Ussama bin Ladens vorlägen, so Blair, und das sei bisher nicht der Fall.

Ein solch offener Widerspruch wäre eine heikle Sache für jeden anderen europäischen Partner der USA. Blair, der Amerikas Mission wie kein anderer Staatsmann unterstützt, kann sich einen solchen Schritt leisten. Die britische Solidarität wird in den USA hoch geschätzt und trägt einiges dazu bei, ehemalige Ressentiments beizulegen.

»Ich habe Tony Blair einige Male getroffen und ich halte ihn für einen Amerikaner mit britischem Akzent«, so Peter King, ein Republikaner aus Long Island, der Großbritannien lange Zeit wegen der Nordirlandpolitik kritisierte. »Er kann eine Beziehung zu den Amerikanern aufbauen, da er nichts von der Aufgeblasenheit einiger britischer Konservativer hat.«

Wie schon in seiner Rede beim Labour-Parteitag vor zwei Wochen beließ Blair es auch auf seiner Nahostreise nicht bei einer bloßen Unterstützung der amerikanischen Kriegführung, sondern er stellte den »Krieg gegen den Terrorismus« an den Anfang einer »Neuen Weltordnung«.

Bei seinem Besuch in Kairo zog er eine direkte Verbindung zwischen den Angriffen auf Afghanistan und dem israelisch-palästinensischen Konflikt. Sicherheit könne ohne einen Frieden im Nahen Osten nicht gewährleistet werden, da ständig die Gefahr bestehe, neue terroristische Gruppen auf den Plan zu rufen. Mit einem Verweis auf Nordirland sagte er, dass jedes politische Vakuum mit extremistischer Gewalt gefüllt werden könne.

Doch neben dem Nordirlandkonflikt spielt Blairs diplomatischer und militärischer Feldzug eine wichtige Rolle für eine Reihe weiterer Kämpfe, die der Premierminister zu Hause zu führen hat. Selbst bei seinem Truppenbesuch in Oman sprach Blair zu Journalisten über die wirtschaftliche Entwicklung in Großbritannien und seine Pläne zur Umstrukturierung der staatlichen britischen Gesundheitsversorgung.

In seiner Rolle als »Feldmarschall« konnte Blair in der britischen Bevölkerung Punkte sammeln, doch er weiß, dass der Kredit, den er für seine außenpolitische Mission erhält, in der Innenpolitik nicht lange reichen wird. Dabei stützt er sich offensichtlich auf die Erfahrung mit vergangenen Konflikten. Der Falklandkrieg verwandelte Margaret Thatcher in der öffentlichen Meinung nur kurzfristig vom unpopulären Staatsoberhaupt zu einer akzeptablen Politikerin. Und auch John Majors Popularität im Golfkrieg verblasste schnell vor den Problemen in Nordirland.