Allahs Jünger
Zunächst fielen die bärtigen Besucher einer Veranstaltung der linken Berliner Gruppe Fels zum Globalisierungsdiskurs im letzten Sommer dadurch auf, dass sie einer Bemerkung des Referenten über subjektlose Herrschaftsformen in den kapitalistischen Verhältnissen entgegenhielten, das »Finanzkapital« habe sehr wohl Name und Adresse. Sie wetterten gegen die »Zinsmachenschaften der internationalen Banken«, und als ein Redner darauf hinwies, dass solche Kapitalismusvorstellungen schnell eine antisemitische Tendenz annehmen könnten, wurde er beschuldigt, die »Antisemitismuskeule« zu schwingen.
Tatsächlich handelte es sich bei diesen Mitdiskutanten um deutsche Islamisten, die unter den Anwesenden großzügig Probeexemplare der Islamischen Zeitung (IZ) und ein vom IZ-Geschäftsführer Ahmad Gross unterzeichnetes Flugblatt verteilten. Darin wurde »dem Wucher, sprich Kapitalismus, der Krieg« erklärt und für die gold- und silbergedeckte »eigene, globale Währung« der »Muslime«, den Dinar, geworben. Am Ende stand die schöne Parole: »Antikapitalisten aller Länder, werdet Muslime!«
Die IZ wird von dem deutschen Konvertiten Andreas Abu Bakr Rieger herausgegeben, der in Potsdam eine Anwaltskanzlei betreibt und führendes Mitglied der internationalen Muslim-Lawyers-Vereinigung ist. Außerdem steht er der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland vor, die das Weimar Institut mit Sitz in der Goethestadt betreibt. Seit Mitte des letzten Jahres ist er auch stellvertretender Vorsitzender des Islamrates. Der Rat gilt als von den traditionell rechtslastig-antisemitischen türkischen Islamisten der Milli Görüs dominiert (Jungle World, 52/01).
Neuerdings bemüht sich Milli Görüs um ein »gemäßigtes« Image, und in genau diesem Sinne ist offenbar auch der umtriebige Abu Bakr Rieger in jüngster Zeit recht erfolgreich. So staunte ich nicht wenig, als ich in der Dezemberausgabe 2001 der PDS-Mitgliederzeitschrift Disput unter dem Titel »Gibt es eine offene Debatte um den Islam?« einen Artikel von Abu Bakr Rieger fand. Darin distanziert er sich artig von der Idee eines »Gottesstaates« im »radikalen Islam« und insbesondere vom »islamischen Terrorismus« eines bin Laden, den er als »Monster« bezeichnet, »das der Islam, die Erdölindustrie, Pakistan und Saudi-Arabien erschaffen hat«.
Als den »Muslimen durchaus sympathisch« wird dagegen Gregor Gysi gelobt, weil er »zum einen die radikale Ablehnung des Terrorismus, zum anderen die Verurteilung einer Kriegslogik unter Führung Amerikas« repräsentiere. Sorgen macht sich Rieger um den »Ausbau der staatlichen und polizeilichen Überwachungsstrukturen« als Folge des 11. September und prognostiziert: »Die Massen der Verarmten und Verschuldeten werden sich als 'Globalisierungsgegner' wohl durchaus überkulturell und überkonfessionell zusammenfinden.« Vorgestellt wird Abu Bakr Rieger den Lesern als »Rechtsanwalt in Potsdam«; dass der Artikel zuerst in der Islamischen Zeitung erschienen ist, verrät die Redaktion nicht.
In dem Artikel kommt Rieger auch auf das »berühmte Verbot des Wuchers« zu sprechen, er erkennt in »dem Verbot der Zinserhebung, dem kategorischen Imperativ der Muslime, den Schlüssel, den 'entfesselten Kapitalismus' einzudämmen«. Die Phrase von der notwendigen Eindämmung des angeblich vom Finanzkapital »entfesselten« Kapitalismus gehört zum Repertoire der »globalsierungskritischen Bewegung«. So findet sich der in Disput veröffentlichte Artikel Riegers z.B. auch in der aktuellen Internet-Ausgabe des im Umfeld der Antiglobalisierungbewegung erscheinenden deutsch-spanischen Magazins el-Colibri und im anarchistischen Internetmagazin @narchie heute (www.anarchie.de). Ein von Rieger verfasstes »Konzept für den Islam in Europa« aus der IZ findet sich über das Internet-»Lehrer-Startportal« des der evangelischen Kirche nahe stehenden Medienforum Hunsrück.
Abu Bakr Rieger entfaltet im Zeichen des »Dialogs mit dem Islam« eine bemerkenswerte Präsenz auf allen möglichen Diskussionsforen. So saß er beim »Tag der offenen Moschee« im Oktober vergangenen Jahres in Hannover auf einer von Milli Görüs veranstalteten Podiumsdiskussion. Die Evangelische Zeitung-online berichtete darüber unter dem Titel »Muslime - Partner gegen Rassismus«. Bereits wenige Tage nach den New Yorker Attentaten saß Rieger als Vertreter des Islamrats auf einer Pressekonferenz der Grünen neben Renate Künast und Cem Özdemir und freute sich, dass »moderate muslimische Positionen auch in Deutschland zu Gehör kommen«.
Das ARD-Magazin »Report aus München« konfrontierte diese Selbstzuschreibung mit der in Riegers IZ verbreiteten Forderung verschiedener Berliner islamistischer Organisationen nach der »Errichtung eines Marktes in Berlin, der gemäß den Regeln der Schari'a betrieben wird«, sowie mit Riegers Tiraden gegen das von Kemal Atatürk eingeführte »säkulare Regime« in der Türkei auf einer Berliner Veranstaltung: »Atatürk ist natürlich angetreten, um natürlich den Islam zu eliminieren in der Türkei.«
Nach Angaben von »Report« wurden auf der Internetseite der IZ noch im September »zuhauf Bücher des türkischen Auschwitzleugners und Weltverschwörungsfanatikers Harun Yahya« angeboten. Als »Report« Cem Özdemir nach dem seltsamen »moderat islamischen« Dialogpartner fragen wollte, stand er für ein Interview nicht zur Verfügung.
Dem Zirkel islamistischer deutscher Konvertiten um Rieger ist es offenbar gelungen, über die Selbstinszenierung als »moderate Muslime« erfolgreich Diskursangebote an den linken und »zivilgesellschaftlichen« Mainstream zu platzieren. Sie können dabei auf eine besinnungslose »Offenheit gegenüber dem Islam« vertrauen, die sich als Gegenkraft zu einer nach dem 11. September zumal in Deutschland weitgehend herbeihalluzinierten Islamfeindlichkeit versteht.
Dieser Strategie entspricht es, dass Rieger seinen in Disput und anderswo nachgedruckten Artikel mit der Behauptung einleitet: »Nach der Stigmatisierung der deutschen Linken hat die Nation ein neues Feindbild: den Islam.« Und nicht umsonst drückt Rieger am Ende seines Artikels die Hoffnung aus, »dass das Attentat in New York diese offene Debatte über den Islam nicht verhindert, sondern ermöglicht«.
Claudia Dantschke (Jungle World, 52/01) hat auf die Verbandelung des Zirkels um Rieger mit der international agierenden obskurantistischen Islam-Politsekte Murabitun und ihrem Gründer, dem als Scheich Abdulqadir as-Sufi oder -al-Murabit zum Islam konvertierten Schotten Ian Dallas, hingewiesen. Bereits Anfang der neunziger Jahre hatte es Proteste gegegen antisemitische Aktivitäten der damals noch in Freiburg ansässigen deutschen Murabitun-Sektion gegeben.
In der EKD-Zeitschrift Im Blickpunkt referiert Herbert L. Müller in einem erfreulich kritischen Artikel über Islamisten in Deutschland aus dem Buch »Der Amal von Madina. Eine islamische Grundausbildung« des von ihm als »geistige(r) Mentor der Aktivisten im Umfeld der Islamischen Zeitung« eingestuften Scheichs: »Der 'Konstitutionalismus (...) ist nicht islamisch, er ist freimaurerisch und demzufolge jüdisch.' (...) Eine Befreiung für einen 'authentischen Islam' gebe es erst dann, wenn man sich des westlichen Kreditsystems samt der damit verbundenen 'destruktiven jüdischen Kontrollsysteme und der technisch versklavenden Politik' befreie.«
Zusammen mit zwei weiteren Büchern des antisemitischen Scheichs wird dieses auf der Bücherservice-Seite eben jener Probeausgabe der IZ angepriesen, die bei der eingangs erwähnten Veranstaltung verteilt wurde. Eine im Mai 1999 in der IZ veröffentlichte Stellungnahme des Scheichs Abdalqadir as-Sufi gegen den Kosovokrieg beginnt mit den apokalyptischen Worten: »Die jüdisch-christliche Zivilisation ist tot. Die gesamte zugrunde liegende Philosophie von Aufklärung, Revolution und Menschenrechten ist im Chaos zusammengebrochen und fällt nun als Staub auf die Massengräber der Muslime des Kosovo herab.«
Der Journalist Anton Maegerle hat bereits 1992 im Antifa-Magazin Der Rechte Rand darauf hingewiesen, dass die Murabitun-Sekte an »ideologisches Gedankengut der Konservativen Revolutionäre der Weimarer Republik« und an geistige »Steigbügelhalter des Nationalsozialismus wie Ernst Jünger und Martin Heidegger« anknüpft. Auch daran hat sich nichts geändert. Abu Bakr Rieger beklagt in der IZ, dass »das Werk Martin Heideggers, Ernst Jüngers oder Carl Schmitts nie im Diskurs der politischen Welt des Islam angekommen« sei.
An anderer Stelle schreibt er: »Das intellektuelle Versagen der 68er war es auch, das Wesen der Finanztechnik oder des Wuchers nie begriffen zu haben. Das Denken Martin Heideggers um das 'Gestell der Finanztechnik' war der Linken in ideologischer Verbohrung nie zugänglich.« Dazu fällt Rieger auch der »rational betrachtet anti-deutsche Euro« ein. IZ-Geschäftsführer Ahmad Gross empfiehlt in der IZ »die bahnbrechenden Werke von Herrn Ian Dallas (...), die uns europäischen Muslimen einen frischen Zugang zu Beethoven, Goethe, Schiller, Wagner, Jünger usw. eröffnet haben«. Auf den Internetseiten der IZ findet sich eine von Scheich Abdalqadir as-Sufi al-Murabit erlassene »Fatwa über die Anerkennung J.W. v. Goethes als Muslim«, die vom »Amir der Gemeinschaft der Muslime in Weimar, Hadsch Abu Bakr Rieger« autorisiert wurde.
Was wollen die Proselyten vom Weimarer Zentrum/IZ in der deutschen Geistesgeschichte von der Klassik über die Romantik bis zu den rechten Vordenkern gefunden haben? In der IZ gibt ein Ayyub Mühlbauer Antworten auf die schöne Frage: »Was können Muslime von Ernst Jünger lernen?«
Der Autor beruft sich auf Jüngers Erfahrungen »sowohl als Kämpfer als auch als Teilnehmer der Industriegesellschaft, als Waldgänger, als Träumer«. Besonders fasziniert ihn »Jüngers Auffassung über den Schmerz. (...) Der Schmerz scheint die Ethik seiner Grenzrealität zu sein. Hier kann der Mensch an der Grenze, in Erfahrungen, die der Mensch normalerweise nicht mehr macht, zeigen, wer er ist.«
Nach einer Heidegger entlehnten Kritik an der »Ersetzbarkeit und Austauschbarkeit des aus dem Zusammenhang Gerissenen«, das durch »Abwesenheit von Authenzität« gekennzeichnet sei, lobt er an Jünger, »den Blick wieder auf ursprüngliche Zusammenhänge zu richten, das Echte«. Deshalb preist er auch »Jüngers Vorliebe, nur fernab von allem städtischen Verkehr in ländlicher Einsamkeit zu leben«, und seine Ablehnung der »Blasiertheit des Großstädters«. Schließlich landet Mühlbauer über die Begeisterung für Jüngers Schmerz- und Todesfantasien beim (selbstverständlich nicht terroristisch gemeinten) Djihad und den »Paradiesbeschreibungen des Qur'an«, weil »gerade dort, im Jenseits, nicht im Diesseits, das Leben durch die Schöpferkraft Gottes authentisch wird«.
Ahmad Gross begeistert sich daran, dass »Ernst Jünger die Wendung von der Politik, von der Geschichte zum Mythos« vollzieht. Auch auf Vordenker der so genannten neuen Rechten wie den Jünger-Sekretär Armin Mohler und Botho Strauß wird Bezug genommen. Wem diese Bocksgesänge des alt- und neurechten zivilisationskritischen Authenzitätswahns noch nicht reichen, sei noch der (nicht namentlich gezeichnete) Artikel über die »Fitra der Germanen« dringend empfohlen.
»Fitra«, so wird uns erklärt, ist »die erste, natürliche Lebensweise des Menschen, der in Harmonie mit der Natur lebt«, also eine Art Identitätsursuppe oder, philosophisch ausgedrückt, ontologische Wesensschau. »Die antike deutsche Geschichte ist reich an Lebensweisen, die dem entsprechen, was der Prophet Muhammad, Friede sei mit ihm, in Mekka und Medina als sein Vorbild hinterlassen hat«, schwärmt der Autor und fährt fort: »Wie bei den Muslimen stand die Familie in hohem Ansehen, (...) die verwandten Sippen unterwarfen sich den Häuptlingen - den Gau-Führern«, welche aus der »Elite der freien Männer gewählt« worden seien.
Solche Ausführungen lassen kaum noch Zweifel bestehen, dass es sich bei diesem deutschen »wahren Islam« wohl eher um authentisch völkisches Elitedenken handelt. Angeknüpft wird hier offensichtlich besonders an die kryptonazistischen Ideologeme, die sich auch in der Esoterikszene großer Beliebtheit erfreuen.
Peter Kratz nannte auf dem »Kongress gegen Irrationalismus, Esoterik und Antisemitismus«, der im Juli 2000 in München stattfand, als gemeinsamen Nenner und Verbindunglinie von New-Age und Esoterik zur Naziszene die Tradition der »präfaschistischen Literatur des 19. Jahrhunderts« und das Konzept des Organizismus in der »ganzheitlichen Weltanschauung«. Der Goethe-Fimmel der Murabitun-Jünger beruht auf ähnlichen »ganzheitlichen« Grundlagen wie der der Anthroposophen mit ihrer Affinität zu Theosophie und »Wurzelrassen«.
Die Islambegeisterung deutscher Konvertiten ist so nach bzw. neben indischen Gurus wie Bhagwan, Buddhismus und Dalai Lama zu einem weiteren Renner des identitären Bedürfnisses nach sinn- und gemeinschaftsstiftendem Ringelpietz avanciert. Davon zeugen zahlreiche Webseiten deutscher Islamisten, auf die man bei der Suche nach Abu Bakr Riegers Artikeln neben den Übernahmen durch »seriöse« Publikationen aus dem kirchlichen oder linken Bereich stößt (z.B. (www.) islam (.at), das »Institut für islamische Bildung« eines Muhamad Abu Bakr Müller, der neben Riegers Artikel in einem eigenen Text Antisemitisches zum 11. September anbietet: Die israelischen und jüdischen Beschäftigten im WTC seien am Tag des Attentates gewarnt worden, Afghanistan sei die neue »Gaskammer des Westens« und dieser selbst das Dritte Reich von heute etc.).
Wie leicht sich romantischer Antikapitalismus und Antiimperialismus samt ihren teils offenen, teils latenten Affinitäten zum Antisemitismus mit Naziideologie und Islamismus verbinden, ist bereits vor einigen Jahren am Fall der deutschen Konvertiten der Antiimperialistischen Zellen deutlich geworden.
Trotz aller hier zusammengetragenen Evidenz ist die Gleichungsformel der bahamas falsch, »Koran ist Heidegger für Analphabeten«, nicht nur weil es sich offensichtlich um gebildete Leute handelt. Die Beziehung ist vermittelt durch die regressive und autoritäre Sehnsucht nach einer organischen Gemeinschaft als Zuflucht vor den »kalten«, abstrakten Verhältnissen der kapitalistischen Warenvergesellschaftung, die dann im Antisemitismus als »jüdisch« personifiziert werden.
Dies ist das gemeinsame Dritte der romantischen Gegenaufklärung deutscher Tradition mit ihren protofaschistischen Erben von der »konservativen Revolution« bis zur neuen Rechten und des »indigenen« arabischen Islamismus. Von einer anderen Seite her droht dieser Vermittlungszusammenhang ebenfalls ausgeblendet zu werden, wenn der Islamismus lediglich diskurstheoretisch als eine die orientalistische Fremdzuschreibung verkehrende Selbstorientalisierung gedeutet wird. Bei den islamistischen Konvertiten allerdings begegnet sich über die Regression auf die organische Gemeinschaft der spezifisch deutsche Identitätswahn im islamischen »Fremden« wie in einem Spiegel selbst.
Bei den Aktivitäten des IZ-Zirkels handelt es sich somit auch um einen Versuch, originär alt- und neurechte Topoi nun als Dawa - d.h. islamische Missionierung, ein weiteres Lieblingsthema der IZ - in den linken und »zivilgesellschaftlichen« Diskurs einzuführen. Das funktioniert ähnlich wie das bereits aus den achtziger Jahren bekannte Andocken des neurechten »Ethnopluralismus« an soziale Bewegungen wie die Öko- und Friedensbewegung.
Gleichzeitig wird die angebliche Alternative der ganzheitlichen »einfachen Lebenpraxis der Muslime« auch unter den Auspizien des von der Postmoderne ausgerufenen Zusammenbruchs der »Grand Narratives« von Sozialismus, Fortschritt und Nation (man gibt sich in der IZ betont anti-nationalstaatlich) als Container einer nicht westlichen Anti-Moderne genutzt, aus dem sich Sinnhäppchen an diverse ideologische Bedürfnisse austeilen lassen: romantischer Antikapitalismus und Antiimperialismus für frustrierte Linke, vom »Scheitern der grünen Partei« enttäuschten Ökos wird der Islam als »wirklich authentische grüne Alternative« (Rieger) angedient, und vor allem immer wieder strukturell antisemitische Geldkritik am »Zinswucher« der internationalen Banker.
Es hängt mit auch in der Linken herumwabernden regressiv-identitären Sehnsüchten zusammen, wenn der Zirkel um Abu Bakr Rieger und seine IZ/Weimar Institut so relativ mühelos Eingang in Foren von der PDS über GlobalisierungskritikerInnen und Anarchisten bis zur evangelischen Kirche und den Grünen gefunden haben. Dies paart sich allerdings mit der Naivität eines gutmenschenhaften Antirassismus, der wegen des angeblich ständig drohenden »Feinbildes Islam« bei selbst ernannten »Stimmen eines moderaten Islam« nichts Arges denken und schon gar nicht so genau hinschauen mag.
Er ist sozusagen die wohlwollende Rückseite des deutschen Erschauerns vor dem »Fremden«, das sich sonst im rassistischen Affekt austobt. Detlev Claussen ist daher nur zuzustimmen, wenn er eine bestimmte »antirassistische Ideologie« als »Kümmerform von Gesellschaftskritik« bezeichnet. Claussen erinnert an die Herkunft rassistischer Ideologien aus einer anti-emanzipatorischen, romantischen Gegenaufklärung und zieht den Schluss: »Was Adorno zum Kampf gegen den Antisemitismus gesagt hat, gilt ebenso für den Rassismus: Den Rassismus kann nicht bekämpfen, wer zur Aufklärung sich zweideutig verhält.« Dasselbe gilt auch für die Auseinandersetzung mit dem Islamismus in seinen »indigenen« wie deutsch-konvertierten Spielarten.