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Zum Abschied gibt es noch ein Ständchen in der Karaoke-Bar. »You are the soul man«, singen wir. Und: »Ain't no sunshine when he's gone«. Vielleicht auch noch »Under the boardwalk« oder »I will survive«. Und: »For he is a jolly good fellow«.

Denn so ist es. Ab sofort und für die nächsten zwölf Monate wird in der Zeitung kein Text und kein Thema mehr verstrahlt oder versprengt sein, sondern nur noch schräg.

Mit dem Empire und vermutlich sogar mit dem Imperialismus müssen wir hier vorerst allein klarkommen, was gar nicht so einfach ist, wenn das Ressort Optimismus und Zuversicht für ein Jahr in Manhattan sitzt. Wie erfahren wir jetzt, wie der neue Masterplan aussieht? Und wer überzeugt uns, dass die Welt doch nicht so schlecht ist, wie wir immer meinen? Okay, dafür lesen wir jetzt jede Woche, was für ein cooler Scheiß in New York passiert.

Ab sofort gibt's auch einen Inlandsredakteur weniger. Er fährt jetzt mit einer Flasche Apfelschnaps in der Tasche nach Sarajevo. Wir verabschieden unsere Mitarbeiter durchaus angemessen und weinen ihnen viele Tränen nach, auch wenn sie weiterhin für uns berichten: Was ist los auf dem Balkan, was erzählt man sich in Bosnien über Milosevic und bin Laden? Interviews mit PDS-Abgeordneten werden dann per Satellitentelefon geführt, die Berichte über die Parteitage der Grünen direkt aus Belgrad zugesendet.

Wir in der Redaktion überlegen uns dann, was das Leben ein paar Tausend Kilometer westlich und südlich von uns so hergibt. Sicher ist es dort immer warm, die Menschen sind meistens freundlich und die Sonne scheint ohne Unterlass. Dort geschehen viele unglaublich aufregende und interessante Dinge, von denen wir hier noch nie etwas erfahren haben und über die wir unbedingt lesen wollen. So wird es sein.

Und bestimmt sind Karaoke-Bars in New York und Sarajevo schon lange mega-out. Egal, hier kann sowieso niemand richtig singen. Nur ein Lied bekommen wir immer über die Lippen: »Babies, come back!«