Die durstige Sandra

»Da wir ja alle für den Frieden und die Völkerfreundschaft sind, haben wir uns gedacht, wir tun mal was Gutes«, erklärt Sandra Brunner die Wahlkampfaktion, bei der sie kürzlich Freibier in einer Kneipe in Berlin-Prenzlauer Berg ausschenkte. Sie ist die Direktkandidatin der PDS im Wahlkreis 77, ihre Gegner sind Wolfgang »Wolle vom Kolle« Thierse (SPD) und die ehemaligen Bürgerrechtler Günter Nooke (CDU) und Werner Schulz (Grüne).

Die 26jährige Brunner glaubt fest daran, dass sie gegen ihre Widersacher bestehen kann: »Ich denke, soziale Kompetenz erwirbt man durch Erfahrungen, und die sind keine Frage des Alters, sondern der Wahrnehmung«, schreibt sie in ihrem Wahlkampfprospekt. Gerade durch ihre Arbeit in einer Kneipe sei sie mit »vielen Menschen im ständigen Gespräch«. Noch'n Bierchen, Sandi, und 'nen Klaren zu! Kommt sofort.

Sie jobbt in einer Kneipe, »in die auch die Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn hin und wieder einkehrt. Die wunderte sich über die Kellnerin, die eine Woche zuvor als Studierendenvertreterin mit ihr über die Verhinderung von Studiengebühren und die Erhöhung des Bafög diskutiert hatte.« Man lernt eben nie aus, Frau Bulmahn.

Trotz Gysis Rücktritt ist also von Katerstimmung bei der PDS keine Spur. Die politische Konkurrenz zittert schon wieder, Thierse, Schulz und Nooke verlassen ihre Wohnungen nicht mehr, denn Sandra Brunner lauert in den Kneipen prominenten Politikern auf, um ihnen zu sagen, »dass sie von den wirklichen Sorgen, Nöten und Hoffnungen der Menschen gar nichts mehr wissen«. Sie dagegen kennt sich aus. Prösterchen.