Bankgesellschaft vor dem Verkauf

Pleite und Geier

Der Größenwahn hat es möglich gemacht. Die Bankenlandschaft in der Hauptstadt könnte sich bald grundlegend ändern; vorbei wären die Zeiten, in denen Oma und Opa an jeder Ecke aufs Sparbuch einzahlen konnten.

Denn die Berliner Sparkasse wird es bald in dieser Form nicht mehr geben. Weil sich die landeseigene Bankgesellschaft, zu der die Sparkasse gehört, bei riskanten Immobiliengeschäften so verspekuliert hat, dass sie nur durch Milliarden Euro vom Land vor der Pleite bewahrt werden konnte, will der Berliner SPD-PDS-Senat jetzt den Laden an den Meistbietenden verkaufen, um wenigstens einen Teil des Geldes zurückzukriegen.

Unter dem neuen Eigentümer aber dürfte die Sparkasse bald nicht mehr zu erkennen sein, vor allem wenn eines von drei US-amerikanischen Konsortien zum Zuge kommt, die in der vergangenen Woche ihre Angebote abgegeben haben. Ihre Absicht ist es, den mit seinen 2,5 Millionen Kunden durchaus lukrativen Bankkonzern zu sanieren, um ihn dann mit Gewinn weiterverkaufen zu können. Die Berliner Sparkasse wäre dann nicht mehr in öffentlich-rechtlicher, sondern in privater Hand und ausschließlich der Gewinnmaximierung verpflichtet.

Aber selbst in dem Fall, dass die Norddeutsche Landesbank, die eine unverbindliche Offerte abgegeben hat, den Zuschlag erhält, wird die Berliner Sparkasse zurechtgestutzt werden. Schon hat die Sparkasse beschlossen, das Filialnetz auszudünnen und die Kontogebühren zu erhöhen. Zudem werden mehr Kassenautomaten aufgestellt, um weiteres Personal entlassen zu können. Die Geschäftsstrategie besteht darin, mit möglichst wenig Aufwand so viel wie möglich aus den einzelnen Kunden herauszuholen. Sogar die Dispokredite können aufs Zehnfache des Monatsverdienstes erhöht werden, je nach Bonität und Zahlungsverhalten der Bankkunden.

»Man sieht schon nach kurzer Zeit, ob einer mit seinem Geld klarkommt oder nicht«, sagen Banker. Das kann sogar Leute mit wenig Geld attraktiv machen, solange die Dispozinsen aufgebracht werden. Klein- und Kleinstkunden können durchaus profitabel sein, wenn vorher nur genügend rationalisiert wird.

Für die Berliner CDU ist jetzt der mögliche Verkauf an Amerikaner ein Grund, die nationalistische Karte zu spielen. Die Partei, die mitten im korrupten Berliner Bankensumpf steckt, warnt plötzlich vor ausländischen Bietern. Kommen die bösen Ausländer zu Zuge, wird der schöne Berliner Bankenkonzern zerlegt und verscherbelt. Vorbei wäre es mit dem politischen Einfluss auf die Bank, der manchem Parteigänger Kredite und Fondsanteile mit beachtlichen Sonderkonditionen verschafft hat.

Aber die CDU kann jammern, wie sie will, der Kapitalismus wird siegen. Hat der Eigentümer eines Pleiteunternehmens kein Geld mehr, um es zu sanieren, wird es eben an die Konkurrenz verkauft, die damit macht, was sie will. Dass darunter im Fall der Bankgesellschaft die Berliner Bevölkerung leidet, der Kürzungen in allen Bereichen zugemutet werden, ist der CDU mindestens so egal wie der SPD, der PDS, der FDP und den Grünen. Wer Realpolitik machen will, muss eben mitwirken.