Berlins neuer Wirtschaftssenator

Der Wolf im Schafstall

Am Freitag stand im Neuen Deutschland, das der PDS gehört, ein Artikel von Klaus Joachim Herrmann. Er begann folgendermaßen:

»Harald Wolf ist ein Pragmatiker mit Kompetenz und eher unauffällig. Eine stets gern zur Schau getragene Brillanz, wie sie den Vorgänger im Amt des Bürgermeisters und Wirtschaftssenators auszeichnete, ist seine Sache nicht. Aber wenn sich jemand mit Zahlen und somit Summen und Defiziten auskennt, kann das einer Stadt in der Finanz- und Wirtschaftskrise schon gut tun. Harald Wolf ist neu im Amt. Zweifel, dass er dahin passt, entbehren einigermaßen der sachlichen Begründung. Außer vielleicht der prinzipiell-konservativen, dass einem Linkssozialisten mit trotzkistischem Ausgangspunkt Wirtschaft einfach überhaupt nicht anzuvertrauen sei. Nicht zu entkräften ist allerdings der linke Vorwurf, dass Wolf nun mal keine Frau ist, ebenso wenig übrigens ist er ein Ossi. Über solche Herkünfte lässt sich hinwegsehen. Besonders dann, wenn die Politik und die Ergebnisse stimmen.«

Daraus lässt sich eigentlich alles, was es zur Lage der PDS in Berlin zu sagen gibt, ableiten. »Pragmatiker mit Kompetenz«: Selbst die Opposition sagt, dass Wolf ein guter Finanzpolitiker sei. Wirtschaftliche Veränderungen traut man ihm allerdings nicht zu. »Zur Schau getragene Brillanz«: Sein Vorgänger Gregor Gysi war kein Kenner der Finanzen. Er sah jedoch immer dann, wenn ihm die Ideen ausgingen, gut aus. Wolf aber wird die wirtschaftliche Situation nicht mit seinem Redetalent vergessen machen können. »Sich mit Zahlen auskennen«: Das ist klassische ND-Dummheit. Man lobt dort seine Leute bereits dafür, dass sie können, was die Grundvoraussetzung ist. Harald Wolf ist stets gut gebrieft. Doch Konzepte waren nie seine Stärke.

»Einigermaßen«: dieser Satz ist eine bemühte Schutzbehauptung, das völlig überflüssige »einigermaßen« verrät es. »Linkssozialisten«: Gibt es Rechtssozialisten? Gäbe es sie, wäre Wolf einer, denn er legte im Koalitionsvertrag die Einsparungen im Sozialen fest.

»Trotzkistischer Ausgangspunkt«: Trotzkisten sind leider - Wolf macht da keine Ausnahme - im Gegensatz zu Trotzki schlechte Denker. Bei Sozialkürzungen verweisen sie auf Waffenetats, bei Sicherheitsfragen auf hungernde Kinder. Seit sie die permanente Revolution verraten haben, predigen sie die permanente Reform. Sie sind 200prozentige Sozialdemokraten. »Keine Frau«: Wolf ist Senator für Frauen und gilt auch der Opposition als jemand, der sich mit der Gleichstellung »beschäftigt« (Tagesspiegel). Doch ist keine seiner Stellvertreterinnen Fraktionsvorsitzende geworden, sondern Stefan Liebich. Man traut in der Berliner PDS den Frauen nichts zu.

»Kein Ossi«: Darum dreht sich in der PDS alles. Harald Wolf hat es schwer, denn er kennt den Westen, auch den Westen Berlins. Der ist jedoch für diese sowohl ideologisch als auch politisch ruinierte Partei nicht interessant. »Ergebnisse«: Gibt es nicht. Harald Wolf ist nur noch der letzte bekannte Kopf dieser sich zur ostdeutschen Volkspartei erhebenden Bewegung aus Kleinkrämern, Pragmatikern und schlechten AutorInnen.