Nukleare Schwäche

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Die Tageszeitung Guardian vermutet, dass nur ein peinlich verlaufenes Abendessen verantwortlich für die Misere ist, die Cherie Booth, die Frau des britischen Premierministers Tony Blair, derzeit durchmacht. Paul Dacre, der Chefredakteur der konservativen Mail, musste vor zwei Jahren mit ansehen, wie sie ihren neugeborenen Sohn Leo stillte. Dacre war, so der Guardian, vom Anblick der nackten Brust »entsetzt und erbost«.

Vor etwas mehr als zwei Wochen fand seine Zeitung heraus, dass Cherie Booth einen gewissen Peter Foster, den Lebenspartner ihrer »Lifestyle«-Beraterin, beauftragte, für sie die Verhandlungen beim Kauf von zwei Eigentumswohnungen in Bristol zu führen. Foster, der in den britischen Zeitungen als »Conman« (Schwindler) bezeichnet wird, besitzt eine bewegte Vergangenheit und wurde bereits mehrfach wegen Betruges verurteilt.

Die legale Vermittlungstätigkeit wurde jedoch erst zum »Cheriegate«, weil Booth schlichtweg jede Verbindung zu Foster leugnete. Sie musste schließlich dem Druck der Mail nachgeben, die fast täglich neue Informationen veröffentlichte.

Während einer im Fernsehen ausgestrahlten Benefizshow gestand Booth schließlich die Kontakte und verwies mit gebrochener Stimme auf ihre Belastungen als Mutter, Premierministerfrau und Anwältin: »Ich bin keine Superfrau.«

»Tränen, die nukleare Option jeder Frau«, kommentierte die Mail. Der liberale Independent hingegen fand, dass es keine Option für eine »hochintelligente Frau ist, auf 'unfähig, ich bin nur eine Frau' zu plädieren«, auch wenn die Kampagne der Mail »zumindest teilweise von sexistischen Vorurteilen getrieben wurde«.

Und sogar der konservative Telegraph verlor die Geduld mit der Konkurrenz und kommentierte: »Die Mail ist wie ein missbrauchender Ehemann, der dich verhöhnt, beleidigt, dein Selbstvertrauen vollständig zerstört, gelegentlich dich und die Kinder schlägt, und danach wegen dir und deiner liebenswerten Kinder sentimental wird.«