Global Action Day am 19. und 20. Dezember

Tanz den Tango

Jeder stirbt für sich allein. Die Proteste der Projekte und Initiativen, denen der Berliner Senat die Zuschüsse kürzt, verhallen meistens ungehört. Noch. Unter dem Motto »Die Stadt ist für alle - Sozialabbau durchkreuzen - bezahlt wird nicht«, wollen an diesem Donnerstag verschiedene soziale Initiativen gemeinsam protestieren, um sich Gehör zu verschaffen.

Für Uschi V. vom Sozialen Ratschlag geht es dabei um zwei Aspekte. »Einerseits wollen wir die sozialen Proteste in der Stadt vernetzen, und gleichzeitig stellen wir uns in den internationalen Zusammenhang des Jahrestages des Aufstandes in Argentinien gegen die neoliberale Misere.«

Aber nicht um Schadensbegrenzung soll es an diesem Tag gehen. Im Mittelpunkt steht die Frage: »Wie wollen wir überhaupt in Berlin leben?« Was könnte man in den Kitas anders machen? Wie wäre es mit einem Nulltarif im Öffentlichen Nahverkehr? Was könnte man aus den Wohnhäusern machen, wenn die städtischen Subventionen nicht alle an die großen Kapitalgesellschaften gingen? Uschi V. und ihre MitstreiterInnen wollen »wieder den Horizont öffnen für den Traum von einem besseren Leben«.

Los geht der Tag des sozialen Protestes um 10 Uhr vor dem Rathaus Neukölln. Das Berliner Anti-Hartz-Bündnis und der runde Tisch der Erwerbslosen werden das Neuköllner Sozialamt als das »schlechteste der Republik« mit einem Orden auszeichnen. Erst vor kurzem machte die Behörde einfach mal eine Woche zu, gleichzeitig ist sie aber dafür bekannt, Sozialhilfeempfänger unerbittlich zum Laubsammeln zu verpflichten.

Um 14 Uhr protestiert die Initiative Bankenskandal vor der Berliner Sparkasse am Alex gegen deren Privatisierung. Zur selben Zeit zeigt das Anti-Hartz-Bündnis bei den Berliner Wasserwerken in der Neuen Jüdenstraße, wie moderne Leiharbeit funktioniert und was einen wohl in den Personal-Service-Agenturen der Arbeitsämter erwarten wird. Die Wasserbetriebe verleihen ihre fertig ausgebildeten Azubis über ihre Tochterfirma perdi.net an andere Firmen weiter.

Ebenfalls um 14 Uhr protestiert die Grüne Jugend gegen die Schließung des Obdachlosenheims in der Schlesischen Straße 27. Und um 15 Uhr erwarten die Friedrichshainer den erlösenden Investor. Von der Oberbaumbrücke will er in einer »Stretch-Limousine mit Bodyguards und PR-Abteilung« zum Frankfurter Tor ziehen. »Alle sind aufgerufen, ihm zuzujubeln, ihm die Füße zu küssen, ihm ihr Geld und ihre Arbeitskraft anzudienen - lange genug wurden diese gesellschaftlich wichtigen Aufgaben dem Berliner Senat überlassen«, schreibt die Gruppe FelS in ihrem Aufruf.

Zum Abschluss wird um 17 Uhr auf dem Alexanderplatz vor dem Sitz der Bankgesellschaft ein »Sozialdenkmal« enthüllt. Danach beginnt ein »weihnachtlicher Rundlauf von der Bankgesellschaft zum Sozialamt Mitte und zum Roten Rathaus«. Man darf gespannt sein, ob die Protestierenden in der Masse der gestressten Weihnachtseinkäufer untergehen, oder ob sich eine »Multitude« formiert, die das Motto »Bezahlt wird nicht« in die Tat umsetzt.