Der Zoologe

ich-ag der woche

Er trägt Uniform und Pistole, die für irakische Politiker obligatorische Amtstracht. Er beherrscht die hohe Kunst der ba’athistischen Rhetorik und wirkt fast so sympathisch wie sein Chef. Aber etwas fehlt: die Zierde des echten Mannsbildes, der Schnurrbart.

Vielleicht gehört der irakische Informationsminister Mohammed Saeed al-Sahaf deshalb nicht zum inner circle der irakischen Führung. Vielleicht wurde er deshalb auserwählt, jene erniedrigende Proklamation an die kuwaitische Bevölkerung zu verlesen, die Saddam Hussein sich ausgedacht hatte: »Wir entschuldigen uns bei Gott für jede Tat, die ihn in der Vergangenheit verärgert haben mag, die uns nicht bewusst sein mag und für die uns die Schuld gegeben wird, und auf dieser Basis entschuldigen wir uns auch bei euch.«

Gott verzeiht, der Emir von Kuwait und George W. Bush nicht. Al-Sahaf scheint weit eher in seinem Element zu sein, wenn er im Fernsehen Sätze wie diesen verlesen darf: »Wir werden euch allen die Köpfe abschneiden.« Damit meinte er die US-Soldaten, für die er gerne zoologische Begriffe verwendet. Mal sieht er den Irak von »imperialistischen Schafen« attackiert, dann bezeichnet er die angreifenden Streitkräfte als »Schlange«.

Seine Verärgerung ist verständlich. Trug er doch in den achtziger Jahren persönlich dazu bei, dass Donald Rumsfeld, damals Gesandter des Präsidenten Ronald Reagan, und Saddam Hussein einander näher kamen. Treulos wie eine Schlange haben die USA die zarten Bande dieser Freundschaft zerschnitten. Für diesen Verrat kann es nur eine Strafe geben: »Wir werden diese Schlange zerstückeln.«

jörn schulz