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Schöne Welt

MTV. Bereits letzte Woche berichteten wir darüber, dass die hiesigen Musikvideoclipabspielkanäle in Zeiten des Irakkriegs nicht einfach so tun, als wäre nur Frühling in Deutschland. Man hat sich hier vielmehr vorgenommen, dafür zu sorgen, dass Saddam und George Walker demnächst wieder Freundschaftsbändchen miteinander tauschen. Und vor allem darf und soll hier kräftig der Krieg kritisiert werden. Auch durch die Auswahl der gezeigten Clips.

Wie viel schlechter geht es da doch den Schwestersendern MTVs in den USA und Großbritannien. Denn bis auf weiteres dürfen dort keine Videoclips mehr ausgestrahlt werden, in denen, wie es heißt, »Krieg, Soldaten, Kampfflugzeuge, Bomben, Raketen, Aufstände, soziale Unruhen oder Exekutionen« zu sehen sind.

Eine Liste mit inkriminierten Clips wurde deswegen verteilt, auf der »Boom!« von System Of A Down, »Hot in the City« von Billy Idol und »B.O.B. (Bombs over Baghdad)« von Outcast gelandet sind. Zumindest das letzte Stück disqualifiziert sich ja schon alleine durch den Titel. Denn natürlich sollen in Zeiten, wo Bomben auf Bagdad fallen, wenigstens bei den Popsendern keine Bomben auf Bagdad fallen.

Dieses Erstellen von Giftlisten für Musiksender hat freilich längst Tradition. Anlässlich des letzten Golfkriegs musste etwa die englische Trip Hop-Band Massive Attack ihren Namen zu Massive verkürzen, um überhaupt noch gespielt zu werden, und nach dem 11. September sollten nach Möglichkeit Songs wie Van Halens »Jump« (wegen den Hochhausspringern) nicht gespielt werden.

Tod durch Himbeere

Irakkrieg. Was bislang nicht ausreichend bei Fragen zum Krieg im Irak beachtet wurde, ist erstaunlicherweise die Rolle von bunten Fruchtlollis am Stiel. »Kau auf einem Glücksbringer mit Zitronengeschmack, und du hast eine Autopanne; Lutsch an einem Limettenlolli, und es fängt an zu regnen; Himbeere bedeutet gar den Tod«, so erklärt Seargeant Kenneth Wilson einen bei den Marines weit verbreiteten Aberglauben. Und Wilson sieht die Lutschertheorie auch bereits bestätigt, da es in der Wüste Iraks ja tatsächlich bereits mieses Wetter, Autopannen und, na ja, Tode gab. Viele Kollegen machen es deswegen angeblich inzwischen wie Wilson: Sie schmeißen vorsichtshalber ihre Lollis aus dem Marschgepäck einfach weg. Verständlich, denn die Gefahr, den falschen Fruchtgeschmack zu erwischen, ist einfach zu groß.

Cash durch Schock

Rechtsstreit. Manchmal glaubt man wirklich, man befinde sich in einer Zeitschleife. Schon wieder ist Krieg im Irak und schon wieder wurde vor Gericht entschieden, ob die so genannte Schockwerbung der Klamottenfirma Benetton, mit der diese bereits vor beinahe zehn Jahren für Aufsehen sorgte, nun rechtens sei oder nicht. Das Bundesverfassungsgericht und der Bundesgerichtshof lieferten sich über Jahre hinweg eine bizarre Schlacht darum, ob Benetton ein auf einen nackten Hintern gestempeltes »H.I.V. Positive« zu Werbezwecken einsetzen dürfe oder eben nicht. Es ging und geht hier um Moral, mögliche Diskriminierung, Freiheit der Mittel zu Werbezwecken, ethische Grenzen – ist halt alles nicht so einfach im Kapitalismus. Nun hat das Bundesverfassungsgericht jedoch erneut das letzte Urteil des Bundesgerichtshofs zu diesem Fall außer Kraft gesetzt. Das heißt, H.I.V.-Ärsche sind nicht mehr unmoralisch und geschmacklos und dürfen ab sofort wieder straffrei auf Hochglanzpapier für italienische Wollpullis werben.

Sauerkraut und Pizza

Nachdenken über den Krieg. Die Intellektuellendebatten zum Krieg sind in Deutschland bislang noch recht dürftig. So richtig wird hierzulande aus der denkenden Zunft noch niemand vor den Karren entweder der Friedensbewegten oder der Bellizisten gespannt. Klar, auf der einen Seite haben sich bereits Günter Grass und auf der anderen Seite Wolf Biermann gemeldet. Der eine ist inzwischen wieder stolz auf Deutschland, weil Deutschlands Soldaten nicht vor den Toren Bagdads stehen, und der andere vergleicht die »hakenkreuzbraven« Friedensbewegten mit den Goebbels-Fans, die damals unbedingt den totalen Krieg wollten. Wir können also wirklich nicht von einer Intellektuellendebatte in Deutschland sprechen.

Viel besser läuft es bei den Italienern jedoch auch nicht. Auf der einen Seite positionieren sich die üblichen Verdächtigen von Umberto Eco über Dario Fo bis hin zu Nanni Moretti. Sind gegen den Krieg, klar. Auf der anderen wird vor allem die mit immer grenzdebileren Äußerungen Furore machende Oriana Fallaci auffällig. Jüngst schrieb diese: »Die Feinde Amerikas, genauer gesagt des ganzen Westens, stehen nicht nur in Bagdad. Sie stehen auch in Europa. Weil Europa nicht mehr Europa ist, sondern eine Provinz des Islam.« Damit ist für Fallaci ein worst case scenario bereits Realität geworden. Der Islam steht also sozusagen bereits vor ihrer eigenen Haustüre. Und da der Islam für sie bekanntlich die rückständigste Religion ist, die man sich so ausdenken kann, läuft Fallaci Gefahr, von einem Sog der Dummheit, der von dieser Religion ausgeht, erfasst zu werden. Doch da muss sie sich eigentlich keine Sorgen machen. Schlimmer kann es kaum noch kommen mit ihr.

Satisfaction

Rolling Stonileins. Alexandra, die sechzehnjährige Tochter von Stones-Opa Keith Richards, hat sich angeblich in den siebzehnjährigen James verknallt. Das allein wäre nun kaum eine Nachricht wert, wäre James nicht ausgerechnet der Sohn von Mick Jagger. Richards ist gegen diesen Inzest unter dem Bandmitglieder-Nachwuchs, während Jagger sich eher amüsiert zeigt.