Alles wird schlechter, weil …

… AOL jetzt gerichtlich gegen Spam vorgeht. Hübsch medienwirksam ist sie ja, die Aktion. Wie da mit besonders großen Zahlen herumgefuchtelt wird: eine Milliarde Spam-Mails! 27 Millionen Opfer! Acht Millionen Beschwerden! Zehn Millionen Dollar Schadensersatz! Doch, das hat die Marketing-Abteilung von AOL wirklich gut hinbekommen. Aber natürlich handelt es sich bei dieser Imagekampagne um nichts anderes als genau das: eine Imagekampagne. Die fünf Klagen, die der weltgrößte Internet-Provider im US-Bundesstaat Virginia gegen ein Dutzend US-Spammer eingereicht hat, werden den Spam-Markt nicht einmal ansatzweise erschüttern. Nicht nur, weil nur die wenigsten Spammer so blöd wie ihre Adressaten sind und von den Ländern aus operieren, in denen sie juristisch belangt werden könnten, sondern weil der Spam-Markt so funktioniert wie jeder andere Markt auch: Dem Spam-Angebot entspricht eine bestimmte Nachfrage. Solange sich genügend Dumme finden, die auf Versprechungen von Sex & Geld hereinfallen und bei Mails wie »Never be broke again«, »Wir sind feucht« oder »Order Viagra Now!« den Mausfinger nicht stillhalten können, so lange wird das Krebsgeschwür Spam im Internet weiter wuchern, bis das System irgendwann einmal kollabiert. Durch die Aktion wird AOL zwar einen winzigen Teil des Angebots verhindern, aber dank positiver Schlagzeilen, kostenloser Werbung und der dadurch gewonnenen neuen Kunden gleichzeitig die Nachfrage kräftig ankurbeln und dafür sorgen, dass die Dummen nicht alle werden.

giesbert damaschke