Armee im Keller

in die presse

Vielleicht hatte ja Mohamed Saeed al-Sahaf, der Informationsminister Saddam Husseins, doch recht und alles läuft prächtig für die irakischen Verteidiger Bagdads. Wer das Gegenteil behauptet, ist nur »krank im Hirn«, wie es der am besten informierte aller Informationsminister zu sagen pflegte. Denn die britische Website www.almuhajiroun.net, virtuelles Outlet einer islamistischen Organisation, liefert die Erklärung dafür, warum sich das irakische Regime samt seiner Armee ins Nichts aufgelöst hat: Die Streitkräfte haben sich nämlich, verschlagen und gewieft wie sie nun einmal nach zwei grandios gewonnenen Kriegen (1988 gegen den Iran und 1991 gegen die USA) sind, nicht ergeben, sondern sie sind abgetaucht. Insgesamt 150 000 Soldaten haben sich mitsamt 150 Kampfflugzeugen und 2 500 Panzern in drei Tunnel unterhalb der Hauptstadt zurückgezogen und fliegen offenbar unterirdische Angriffe auf die Besatzer.

Auf die Idee, sich in den Keller zu verziehen, kamen islamische Fundamentalisten, die sich die Erfahrungen des Afghanistanfeldzuges zu Nutze gemacht hatten. Obwohl es – Problem! – im Irak »keine Berge und kein Tora Bora gibt«, bieten die Tunnel, die Saddam Hussein anlegen ließ, genügend Schutz vor den Amerikanern. »Wir können sie sehen, ohne dass sie uns sehen«, wird ein Kellerkämpfer zitiert.

Erst vor einigen Tagen habe man eine 40 Mann starke Patrouille der US-Armee in Bagdad aufgerieben und die Besatzer getötet, »wie man Hühnchen tötet«. Informationsminister al-Sahaf, der am 8. April seine letzte Pressekonferenz in Bagdad gegeben hat, ist nach Informationen von www.welovetheiraqiinformationminister.com übrigens nicht abgetaucht oder gar getötet worden, sondern erfreut sich der Belohnung, die ihm Saddam Hussein für seine großartige Arbeit zuteil werden ließ: »Mein Boss Saddam – Gott schütze ihn und seine Bronzestatuen, die nebenbei bemerkt alle noch stehen – hat mir Sonderurlaub gewährt.« Für die Amerikaner scheint es höchste Zeit, sich zu ergeben.

martin schwarz