Nachrichten

Die inneren Werte

Amerika. Was macht eigentlich: Monica Lewinsky? Sie moderiert im amerikanischen Sender Fox-TV eine Kuppel-Show. »Mr. Personality« heißt das Format, und es geht darum, dass Kandidaten oder Kandidatinnen einzig und allein aufgrund innerer Werte ihren Traumpartner zu wählen haben. Man sieht keinen der zwanzig Menschen, zwischen denen man zu wählen hat, sondern lässt sich einzig und allein von deren Antworten auf bestimmte Fragen becircen. Am Ende bekommt man also den Mann mit den zwei Köpfen, der einem dafür die Türe aufhält oder so. Anders als bei »Herzblatt« darf die Moderatorin, also Monica Lewinsky, jedoch in das Auswahlverfahren eingreifen. Sie gibt Tipps, hilft ein wenig, na ja, moderiert das Ganze eben. Vielleicht wurde sie für den Job auch deshalb gecastet, weil sie schonmal den Richtigen gewählt hat. Wann kommt die Show endlich auch ins deutsche Fernsehen?

Real existierender Kommunismus

Kubakrise. Lange Zeit war es ruhig in Kuba, doch nun hat Fidel Castro sich gedacht, dass er sich auch mal wieder melden müsse, um nicht völlig vergessen zu werden. 75 Intellektuelle wurden in Kuba von einem Schnellgericht verurteilt, und drei Kubaner, die versucht haben sollen, eine Fähre nach Miami zu entführen, wurden hingerichtet. Betroffen von der neuen Repressionswelle sind meist Schriftsteller und Journalisten, die ein wenig mehr Meinungsfreiheit einfordern oder sich jüngst regierungskritisch geäußert haben.

Begeisterungsstürme hat Castro mit seinen neuen Maßnahmen selbst bei seinen letzten Getreuen im Ausland nicht ausgelöst. Sogar der portugiesische Literatur-Nobelpreisträger José Saramago, Kommunist aus Überzeugung und bislang Verteidiger Castros, hat jetzt die Schnauze voll und meint: »Kuba mag seinen Weg gehen, doch ohne mich.« Der mexikanische Schriftsteller Carlos Fuentes beglückwünschte seinen Kollegen zu diesem Schritt, den er selbst bereits 1966 unternommen habe.

Friede dem Maikäfer

Deutschland. Peter Handke zu verstehen, fiel in den letzten Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, nicht immer leicht. Doch dass er Einwände dagegen hat, dass Gerhard Schröder und Joschka Fischer vom Verband deutscher Schriftsteller für den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels vorgeschlagen wurden, das kann man ihm kaum verdenken. Handkes Kritik bezieht sich zwar vor allem darauf, dass das deutsche Duo des Guten vor vier Jahren noch eifrigst den Krieg in Jugoslawien durchgewunken habe, es mit deren pazifistischen Idealen also nicht so weit her sein kann.

Verlockend ist jedoch die Konsequenz, die sich aus dem ganzen Schlamassel ergeben könnte. Handke hat nämlich bereits angedroht, das Schreiben einzustellen, wenn der Verband deutscher Schriftsteller bei seinem Vorschlag bleibt. »Mein Beruf wird dann Rentner oder Maikäfer oder irgendwas«, meinte Handke.

Nichts zu lachen

HipHop. In der Mai-Ausgabe der deutschen HipHop-Zeitschrift Juice kamen die Artikelschreiber gar nicht mehr hinterher, antiamerikanische Statements von Rappern aus den USA einzufangen. Ganz nach dem Motto: Die sagen’s ja selbst, die Amis, dass der Bush scheiße ist und an so mancher Verschwörungstheorie etwas dran sein könnte. Außerdem wird noch ausdrücklich auf US-kritische Leselektüre von Naom Chomsky bis Michael Moore hingewiesen: Leute, lest das, da drüben scheint’s noch kranker zuzugehen, als wir immer dachten, scheint man damit vermitteln zu wollen.

Aber eigentlich noch viel interessanter ist die Feststellung eines Lesers, dass er beim Durchblättern der Juice, die vollgepflastert ist mit Fotos von HipHoppern, nicht auf ein einziges Foto mit einem freundlich, gar lächelnd dreinblickenden Rapper gestoßen sei. Und tatsächlich: es stimmt. Der Test ergibt auch in dieser Ausgabe: Alle gucken böse und griesgrämig drein. Die müssen allesamt den Chomsky gelesen haben.

Fight the Power!

Sonic Warfare. Der Plattentipp zum 1. Mai ist dieses Jahr ganz klar DJ Scuds auf Rephlex erschienene Werkschau »Ambush!«. Voll nach vorne gehendes Breakcore-Geballer, das jedem Fuckparade-Soundsystem zur Ehre gereichen würde, ist das absolute Muss. Peitscht den eigenen Leuten ein und böllert die Bullen in die Flucht. Entscheidender Track: »Jungle Warrior«.

Wir und ihr

Berlin. Die erste Dschungelbar in der Flittchenbar war, wie wir finden, ein großer Spaß. Schon pünktlich um 22 Uhr, noch bevor überhaupt alles aufgebaut war, standen kreischende Nasenflöten-Fans in Scharen vor dem Golden Gate. Besser gesagt: Bereits im Golden Gate. Woraufhin noch mal alle verscheucht werden mussten, schließlich wollten wir ja eisenhart drei Euro Eintritt pro Person für die am härtesten rockende Nasenflöten-Combo der Welt verlangen. Später war der Laden gerammelt voll, die Flöten gaben alles, sogar Axel mit Gips am Fuß wälzte sich in Bierlachen. Die Jungs haben sich ihre Millionen wahrlich verdient. Bis fünf Uhr morgens ging das Ganze, und getanzt wurde sogar auf Motörhead. Wir sind begeistert.

Erste Gerüchte besagen, dass das nächste Mal, am 21. Mai, das wunderbarste Popduo des Universums für uns live spielen werden: Kat Cosm. Vergesst den frühen Bill Callaham und die späte Cat Power, zärtlicheren Schneidersitzpop mit umwerfenderen Songs als Kat Cosm bietet niemand. Sorry, hier schreibt ein echter Fan, und die Vorfreude ist groß.

Außerdem sind wir dran am unendlich geschmackssicher auflegenden DJ-Team Tobias Nagl und Julian Weber. Wenn der Nebel sich lichtet, erfahrt ihr mehr.