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Deutschland nicht schlecht

Entwicklungshilfe. Nach einem in der vergangenen Woche vorgelegten Bericht des in Washington ansässigen Center for Global Development gehört Deutschland zu den Top Ten der Entwicklungshelfer. Der in der Zeitschrift Foreign Policy veröffentlichte Bericht bewertet die Unterstützung der ärmsten Staaten durch die 21 reichsten Länder auf der Grundlage der so genannten CGD/FP-Verpflichtung zum Entwicklungsindex. Der Index belohnt u.a. die Vergabe von Hilfsmitteln, eine liberale Immigrationspolitik, Beiträge zur Friedenssicherung sowie Direktinvestitionen und bestraft u.a. die Unterstützung autoritärer Regime, mangelnden Klimaschutz und an Bedingungen gekoppelte Hilfsgelder und Investitionen.

Den ersten Platz auf der Liste belegen die Niederlande, es folgen Dänemark, Portugal, Neuseeland und die Schweiz. Deutschland belegt trotz seines Asylrechts den sechsten Platz. Obwohl sie von allen untersuchten Staaten das meiste Geld für Entwicklungshilfe bereit stellen, landeten die USA auf dem vorletzten Platz. Am schlechtesten schneidet Japan ab.

Neue Gastgeber

Saudi-Arabien/USA. »Es ist jetzt wegen des Regimewechsels im Irak eine sicherere Region«, meinte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Doch gänzlich überzeugen konnte diese Begründung für den am Mittwoch der vergangenen Woche verkündeten Rückzug aller US-Kampftruppen aus Saudi-Arabien nicht. Denn das erst vor knapp zwei Jahren fertig gestellte Kommandozentrum wird ins benachbarte Katar verlegt, und im Irak sollen vier neue Militärbasen eingerichtet werden.

Die Truppenverlegung ist Teil einer globalen Umstrukturierung der US-Streitkräfte. Die Militärpräsenz in Staaten, die wie Saudi-Arabien und Deutschland nicht mehr als zuverlässige Bündnispartner gelten, wird reduziert oder ganz aufgegeben. Neue Gastgeber findet die US-Armee unter anderem in Osteuropa und Mittelasien. Da es aber auch für deren dauerhafte Loyalität keine Garantie gibt, soll die Abhängigkeit von Basen im Ausland reduziert werden. Die B-2-Bomber können bereits vom eigenen Territorium aus jedes Ziel in der Welt erreichen. Derzeit erforscht das Marine Corps, wie Interventionen ohne lokale Basen durchgeführt werden können.

60 Jahre Friendly Fire

Puerto Rico. Ein ausnahmsweise ziviles Feuerwerk erhellte am 1. Mai den Himmel über der puertoricanischen Insel Viéques, als mehr als 50 000 Menschen das Ende einer 60jährigen »Bombardierung zu Übungszwecken« feierten. Die Insulaner müssen nun nicht mehr fürchten, wie in der Vergangenheit hin und wieder von außerhalb des Übungsplatzes einschlagenden Bomben oder Granaten getroffen zu werden.

Denn bis dato nutzte das US-Militär etwa 15 000 Hektar der Insel für Marinemanöver (Jungle World, 2/00), es hinterlässt mit seinem Rückzug den Bewohnern ein fragwürdiges Geschenk. »Es gibt zehntausende nicht explodierte Bomben«, befürchtet der US-Umweltschützer Robert F. Kennedy Jr., der sich seit Jahren zusammen mit lokalen Bürgerrechtlern für ein Ende der Manöver einsetzt. Zwar hat das Innenministerium der USA, der neue Besitzer des Areals, zwei Millionen Dollar für Aufräumarbeiten zur Verfügung gestellt, die Schwermetallverseuchung wird damit aber nicht so schnell zu beheben sein. Da die vollständige Entschärfung der Blindgänger zu teuer ist, soll das Inseldrittel nun in einen unzugänglichen Naturpark umgewandelt werden.

Maximum Söldner

Nigeria. Für manche Konzerne und Regierungen scheint der Einsatz von Söldnern in Arbeitskämpfen kein Tabu mehr zu sein. Zwei Flugzeugladungen mit Spezialeinheiten der britischen Söldneragentur Northbridge waren nach Angaben des Firmensprechers Andrew Williams schon auf dem Weg, als die Besetzung von vier nigerianischen Bohrinseln letzte Woche doch noch friedlich beendet werden konnte. Was vor mehr als zwei Wochen als Streik gegen die Entlassung von fünf Arbeitern begonnen hatte, weitete sich am Ende zu einer Blockade der Bohrinseln aus, bei der mehr als 100 ausländische Ölarbeiter von ihren nigerianischen Kollegen festgehalten wurden. Nach einer Einigung zwischen der nigerianischen Regierung, Transocean und anderen beteiligten Firmen sowie den Gewerkschaften verließen die Besetzer die Bohrinsel.

Wer für den Söldnereinsatz verantwortlich ist, bleibt offen. Die Nachrichtenagentur Reuters spricht von »einem unabhängigen Unternehmen«, die britische Regierung sei ebenfalls »beteiligt« gewesen. Auch an Land droht eine Eskalation. Nach Angaben der nigerianischen Tageszeitung This Day hat Präsident Olusegun Obansanjo sich mit dem Generalstab geeinigt, »maximum force« zur Sicherung der Ölförderung im Nigerdelta einzusetzen.

Von der Industrie lernen

Brasilien. Lebenslang lernen sollen nun auch die Brasilianer. Bei der letzten Volkszählung wurde festgestellt, dass es ungefähr 20 Millionen Analphabeten im Land gibt. Präsident Luiz Inácio »Lula« da Silva hofft auf größere Erfolge in seiner Amtszeit: »Auch wenn in diesen vier Jahren nur fünf oder zehn Millionen Brasilianer alphabetisiert würden, wäre das bereits ein Sieg.«

Zu diesem Zweck hat Bildungsminister Cristovam Buarque im April mit dem Nationalen Industrieverband ein Partnerschaftsabkommen zur Alphabetisierung von zwei Millionen erwachsenen Brasilianern beschlossen. Nach den Vorstellungen des Ministers sollen sie alle binnen vier Jahren lesen und schreiben lernen, der Unterricht soll im Juli beginnen. Dafür werden neue Bildungseinrichtungen und 13 000 Lehrer gebraucht. Die Regierung und der Industrieverband wollen die auf 187 Millionen Euro geschätzten Kosten für dieses Projekt gemeinsam tragen.