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Regionale

Die taz will ihre Lokalteile fusionieren

Alles wird größer und besser bei der taz: Auflagen, Abozahlen, Umsätze. Jedenfalls wenn es nach den Plänen der Geschäftsführung ginge. Während die anderen überregionalen Tageszeitungen einsparen, expandiert die taz. Ausgebaut bzw. umgebaut werden sollen die Regionalausgaben des Blattes: Ab November soll die Nordrhein-Westfalen-Ausgabe der taz täglich erscheinen, die beiden Regionalausgaben in Hamburg und Bremen werden zu einer gemeinsamen taz-Nord zusammengelegt. Die Geschäftsführung rechnet vor, durch die neuen Ausgaben in den nächsten zwölf Jahren die Auflagen in NRW um 5 000 und in Norddeutschland um 2 100 Exemplare steigern zu können. Über eine Beteiligungsgesellschaft, die »Entwicklungs KG«, für die derzeit Investoren gesucht werden, sollen die Projekte finanziert werden. Erstaunlich sind diese Pläne, weil sie genau entgegen dem Trend auf dem Zeitungsmarkt laufen: Es ist noch nicht so lange her, dass bei der Welt der Bayern-Teil dem Sparzwang zum Opfer fiel, die FAZ ihre »Berliner Seiten« einstellte, und die Süddeutsche Zeitung sowohl ihre Berlin-Seite als auch die NRW-Ausgabe.

Doch auch die taz will bei ihren Regionalausgaben in Bremen und Hamburg sparen. Die beiden Lokalredaktionen machten im vergangenen Jahr ein Minus von insgesamt 150 000 Euro – zu viel für das chronisch finanzschwache Blatt. Die Bremer Redaktion rechnet nun damit, dass Stellen abgebaut werden müssen.

So gerät die geplante Zusammenlegung der Bremer und der Hamburger Ausgabe zur taz-Nord zu einem Experiment: sparen und zugleich vergrößern. Denn in der neuen taz-Nord sind neben jeweils zwei Seiten Lokalfenstern für Hamburg und Bremen zusätzlich zwei neue Regionalseiten für den gesamten Norden geplant: zwei Seiten, die vier Bundesländer und eine Region von Emden bis Braunschweig, von Hannover bis Kiel abdecken sollen – eine überregionale Regionalzeitung. »Das Verbreitungsgebiet wird zu unserem Berichterstattungsgebiet«, sagt der Geschäftsführer, Karl-Heinz Ruch. Doch was passiert eigentlich in Schleswig, was auch den Leser in Jever interessieren könnte? Ein Konzept hat auch die Geschäftsführung nicht. Denkbar sei ein Schwerpunkt-Konzept mit Hintergrund-Berichten, so Ruch. Es müssten ja nicht immer nur lokale Themen sein. Ruch glaubt: »Man kann sich vieles vorstellen. Der taz-Leser ist da so flexibel wie ich.«

In den vom Umbau betroffenen Redaktionen sieht man das weniger gelassen: »Wir haben schon jetzt Schwierigkeiten, das Gebiet abzudecken, aus dem die meisten unserer Abonnenten kommen: Bremen und der Speckgürtel, dazu Bremerhaven und Oldenburg«, sagt die Bremer Redakteurin Elke Heyduck. Und meint weiter: »Die Vorstellung, mit der gleichen Kapazität auch noch Kiel und Hannover abzudecken, ist illusorisch.«

Zwar sei die Lokalredaktion dem Modell einer taz-Nord keineswegs abgeneigt. Doch Themen zu finden, die unterhalb der bundesweiten Berichterstattung liegen und dennoch die Leser im gesamten Norden interessieren, sei nun einmal personalaufwändig. »Die Geschäftsführung in Berlin sagt, man wolle die Lokalteile voranbringen. Das ist sehr zu begrüßen«, so Heyduck, »doch dazu müssten die Rahmenbedingungen stimmen.«

wibke bergemann